Surviving Mars – Banished auf dem roten Planeten

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Während die NASA ihre Marsmission noch vorbereitet können Spieler ab sofort in Surviving Mars den roten Planeten besiedeln. Ob das Spaß mach klären wir im Test. 

Die Raumfahrt ist in den letzten Jahren wieder belibter geworden. Milliardäre wie Jeff Bezos und Elon Musk arbeiten mit ihren Raketen Unternehmen Blue Origin und Space X daran die Raumfahrt zu revolutionieren. Für die NASA ist der große Preis ist diesmal nicht der Mond, sondern der Mars. Wer vor den ersten Marsmissionen in 10 Jahren das Siedeln schon mal üben will kann sich nun in Surviving Mars behaupten.

Wie eine Mars-Siedlung aussehen könnte, wollen die Entwickler Haemimont Games, in Surviving Mars simulieren. Die Aufbau-Veteranen versprachen uns auf der letzten Gamescom ein Survival-Spiel auf dem Mars, wo die lebensfeindliche Umgebung selbst Stück für Stück gebändigt werden will.
Wir haben uns also das fertige Spiel gepackt, marathonmäßige 25 Stunden auf dem Mars verbracht und für euch getestet, ob das Siedeln auf dem Mars spaß macht, die es aussieht und ob es wirklich so schwer ist, dass wir ums überleben kämpfen mussten.

 

Gameplay

Der Anfang jeder Marsmission steht die Suche nach einem Sponsor. Jeder Sponsor hat gewisse Vor- und Nachteile. Wer sich beispielsweise die Internationale Mars Mission als Sponsor aussucht, der wird es im Spiel deutlich einfacher haben. Neben Geld fürn den Kauf von Rohstoffen und der Anzahl der Versorgungsraketen wirken sich die Sponsoren auch mit eigenen Fähigkeiten auf den Spielverlauf aus. So können bestimmte Vorteile von Anfang an durch einen Sponsor freigeschaltet sein, den man sonst er hätte erforschen müssen. Weitere Vorteile dieser Art sichert sich das Kommandanten Profil. So lässt sich das Spiel an den eigenen Spielstil anpassen.
Sind der passende Sponsor und der eigene Kommander ersteinmal ausgesucht beginnt das Zusammenstellen der passenden Gegenstände, die auf den Mars gelangen sollen. Die Auswahl reicht von Dronen, vorgefertigten Gebäude bis hin zu Rohstoffen. Ist die Rakete ersteinmal voll gepackt geht es an die Suche nach einem Landeplatz Neben vorgegebenen Landeplätzen lässt das Spiel einem aber auch die Möglichkeit sich einen eigenen Landeplatz auf dem gesamten Planeten zu suchen. Je nach Landeplatz stehen unterschiedlich viele Resourcen zu Verfügung und auch die Wahrscheinlichkeit für Katastrophen ist von Ort zu Ort unterschiedlich.

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Jeder Landeplatz erzeugt eine eigene Spielkarte auf der man seine Siedlung bauen kann. Die Sektoren, in die die Karte Aufgeteilt ist wollen allerdings zunächst erforscht werden. Die ersten Sektoren lassen sich am Besten mit Sonden aufdecken. Praktisch, denn so entdeckt der Spieler auch gleich Anomalien und Resourcen.
Danach folgt die Landung unseres ersten Raumschiffes, das sehr an die zukünftige Marsrakete von SpaceX erinnert. Mit den ersten Drohnen, die mit ihrem Buckel und den kleinen Armen verdammt süß sind, bauen wir sofort Resourcen wie Metall und Beton ab und bauen daraus Stromgeneratorn um weitere Gebäude zu bauen. Geht uns eine der Resourcen mal aus, können wir von der Erde neue Resourcen anfordern. Die fliegt natürlich nicht von alleine von der Erde auf unseren roten Planeten. Falls wir also gerade keine Rakete auf der Erde stationiert haben müssen wir entweder eine neue Rakete bauen oder eine Rakete betanken und auf den Heimweg schicken. Nachdem wir gesehen haben, wie sündhaft teuer eine neue Rakete wäre machen wir uns daran Treibstoff herzustellen.
Steht diese erste Infrastruktur ersteinmal können wir einen Dome bauen, der fortan auch Menschen beherbergen kann. Auch die Menschen müssen natürlich per Rakete auf den roten Planeten gelangen. Jeder Marsbewohner will dabei gut ausgesucht sein. Wir können aus einem Pool an Bewerbern aussuchen, wer in unsere Siedlung einziehen darf. Dabei ist es extrem wichtig auf die Fähigkeiten und Persönlichkeiten der Bewerber zu achten. Wer seine erste Rakete voll mit alkoholkranken Senioren landen lässt, der wird kaum Erfolge feiern können.
Die neuen Marsbewohner sind dabei sehr anspruchsvoll. Neben Strom, Wasser, Luft und Essen müssen wir auch Acht darauf geben, dass sie Arbeit haben, sich entspannen können und sich generell wohl fühlen. Tun sie das nicht, bekommen sie Heimweh oder entwickeln schlechte Angewohnheiten. All das wirkt sich massiv auf ihre Arbeitsmoral aus.

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Doch selbst wenn die eigene Siedlung tadellos floriert und alle Ressourcen und Bedürfnisse irgendwie miteinander in Einklang gebracht sind ist ein Zurücklehnen nicht weise. Surviving Mars hält für die Siedler noch die oben angekündigten Katastrophen bereit. Von Kältewellen bis hin zu Meteorschauern ist alles dabei. So kann es einem passieren, dass wichtige Kabel oder Gebäude durch einen herabfallenden Meteor beschädigt werden, die das fragile Wirtschaftsgerüst komplett aus dem Gleichgewicht werfen. Besonders blöd ist es, wenn eine unserer Glaskuppeln unter der unsere Siedler hausen, von einem der Steinbrocken getroffen wird. Wir mussten nach einem treffer leider mit ansehen, wie die Menschen nacheinander erstickten und dank unserer Spezialfähigkeit zu Nahrung für unsere anderen Siedler weiterverarbeitet wurden.

Spätestens hier sollte jedem klar sein, dass Surviving Mars kein entspanntes Aufbauspiel ist. Ständig sind wir gezwungen neue Gebäude zu bauen, auf die Bedürfnisse unserer Bewohner zu achten ohne dabei unsere Maschinen zu vergessen. Jedes Gebäude und jeder Roboter will mit der Zeit gewartet werden oder muss sich aufladen. Dies erzeugt einen enormen Druck. Entsteht einmal ein Engpass und wir haben zum Beispiel nicht genug Metall um unsere Solaranlagen zu warten bricht zunächst die Stromversorgung zusammen und legt im Folgenden die komplette Siedlung lahm. Wer darauf nicht vorbereitet ist kann in den nächsten Minuten zuschauen wie seine gesamte Siedlung den Bach runter geht und es heißt Game Over.
In dieser Hinsicht erinnert das Spiel sehr an Banished, dass den Spieler ähnlich hart bestraft. Der Tod unserer Siedler ist dabei immer eine grausige Realität und die kleinsten Fehler können fatale Auswirkungen haben. Dabei gibt es in Surviving Mars auch einige Mikromanagement-Aufgaben, die wir gerne automatisiert hätten. Durch die räumlich weit voneinender getrennt liegenden Rohstoff vorkommen hätten wir gerne Transportlinien eingerichtet. Es gibt eigentlich dafür auch eine Möglichkeit, wenn man einen Transporter auswählt. Dieser fährt die angegebene Route in unserer post-release Version aber exakt ein Mal. Dadruch sind wir ständig damit Beschäftigt Rohstoffe von A nach B zu transportieren, was nach ein paar Stunden Spielzeit ziemlich zeitaufwändig und nervig sein kann.

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Wer sich allerdings ersteinmal durch den harten Anfang durchbeißt und das Spiel versteht, der bekommt immer wieder etwas Neues zu tun. Über den Forschungsbaum lassen sich mit der Zeit neue Gebäude und Techniken freischalten. Müssen zu Anfang viele Produktionsgeräte vorverpackt auf der Erde eingekauft werden, so können wir sie später einfach selber bauen. Doof nur, dass die einzelnen Forschungsoptionen für jedes Match neu ausgelost werden. So kommt es durchaus vor, dass man früh im Spiel Fähigkeiten erforschen kann, die erst im Endgame nützlich werden, die Fähigkeit, die man eigentlich freischalten möchte erst nach mehreren Spielstunden aufgedeckt wird. Zum Schluss wartet in jedem Spiel zudem noch ein Mysterium auf uns. Was das ist und wie diese aussehen wollen wir hier aber nicht spoilern.

Tutorials gibt es dabei so gut wie nicht. Wer sich noch nicht im Genre der Aufbauspiele auskennt, der kann schnell den Überblick über die Produktionsketten verlieren. So haben auch wir, trotz ausgiebiger Erfahrung aus ähnlichen Spielen, bei unserem ersten Versuch katastrophal versagt.

Technik

Fast schon entgegengesetzt zum massiven Schwierigkeitsgrad steht die Grafik. Surviving Mars hat eine spielzeughafte Grafik mit süßen kleinen Robotern und einem leichten Plastik-Look. Technisch ist es bei Weitem kein Meilenstein, aber die stimmigen Farben und vielfäkltigen Animationen verschaffen dem, eigentlich optisch langweiligem, Mars eine nette Atmosphäre. Dabei helfen auch die vielen Details, die Surviving Mars bereit hält. Schatten und Sonnenkollektoren richten sich nach der Sonne aus und die Solaranlagen klappen bei Nacht zusammen. Aus den Mienen dampft es und die Raketen wirbeln ganze Staubwolken auf. Der Marsstaub hilft zudem den Überblick beim Warten der Gebäude und Fahrzeuge zu halten. Mit der Zeit sammeln diese eine Menge roten Staub und erst eine Wartung lässt sie wieder im neuen Glanz erstrahlen.
Das Spiel schafft es so eine schöne Aufbaustimmung zu vermitteln und erinnert uns doch immer wieder daran, dass wir das auf einem lebensfeindlichen Planeten tun.
Der Sound bleibt dabei zum großen Teil im Hintergrund. Die Musik ähnelt der aus Stellaris, ohne dabei an die Qualität des Weltraum 4X-Spieles  vom gleichen Publisher heran zu kommen.
Die KI der Roboter und Menschen macht insgesamt einen guten Eindruck. Arbeiter-Drohnen suchen sich von alleine neue Aufgaben und bauen sogar im zweifel nahegelegenes Metall ab. Die Wegfindung hat uns absolut keine Probleme bereitet. Auch bei eng nebeneinender stehenden Gebäuden gab es keine Probleme und alle Roboter kamen stets sicher an ihr Ziel.

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Problematisch hat sich bei uns die Performance dargestellt. Trotz eines extrem starken Rechners mit einer 8-Kern CPU, 16GB RAM und einer GTX 1080ti haben wir nach einigen Stunden kaum noch 30 Bilder pro Sekunde zu Sehen bekommen, obwohl das System kaum ausgelastet war. Als Beispiel dafür haben wir im oberen Bild am oberen rechten Rand die Frames anzeigen lassen. In dieser Szene bei Nacht haben wir mit nur 19 Bildern einer Diashow zugucken müssen. Hier dürfen Haemimont Games gerne noch ein wenig an der Performance der Engine schrauben. Falls das nicht passiert müssen Fans wohl selbst aktiv werden. Surviving Mars ist voll mit dem Steam Workshop integriert und schon jetzt lassen sich jede Menge cooler Mods herunterladen.
Unser bisheriger Favorit ist die „Info Bar“ Mod, die uns die aktuelle Produktion und die die Verbräuche von allen Resourcen am oberen Bildschirmrand anzeigt. Eine Funktion die wir uns eigentlich vom Hauptspiel gewünscht hätten.

 

Nachtrag:
Nach einer Neuinstallation des Spiels traten keine Performace-Probleme mehr auf. Das Spiel lieferte durchgehend flüssige Bildraten.

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Fazit

Surviving Mars ist ein schweres Aufbauspiel. Einsteiger werden zudem ein wenig alleine gelassen. Doch wer sich durch die ersten Stunden beißt kann richtig Spaß beim Siedeln auf dem Mars haben. Das Grundgerüst des Spiels funktioniert dabei einwandfrei. Die Warenkreisläufe sind interessant und das ständige hin und her schicken der Raketen eine tolle Idee, die immer wieder für kleinere Erfolgserlebnisse sorgt.
Die Mysterien am Ende erweitern das Spiel genau dann, wenn man als Spieler den Eindruck hat den Dreh raus zu haben.
Genervt haben uns aber ein paar Komfort-Funktionen. Es fehlen Transportrouten, ordentliche Tutorials und eine Übersicht um die Bewohner auf passende Jobs zu verteilen. Das artet nämlich immer wieder in Mikromanagement aus, ohne dem Gameplay etwas hinzufügen zu können.
Was uns noch Kopfschmerzen bereitet ist die Technik. Schon bei eher mittelgroßen Siedlungen bricht die Performance ein und auch Grafikfehler und Abstürze haben uns hin und wieder das Leben schwer gemacht. Hoffen wir mal, dass ein paar Patches hier noch helfen können.

Insgesamt ist Surviving Mars also ein gutes Spiel mit einigen Schwächen geworden. Es ist schwer ohne unfair zu sein. Wer davon nicht abgeschreckt wird und das Setting toll findet darf zugreifen. Wem das Szenario weniger wichtig ist sollte aber lieber Banished nachholen. Besonders die Technik und die Komfort-Funktionen sorgen für ein flüssigeres und auch entspannteres Spielen ohne an Anspruch einzubüßen.

 


                       
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