Um das Gleich zu Anfang klar zu machen: Dies ist kein Aprilscherz.
Ich sage euch das, weil dieser Artikel sonst leicht als Fiktion abgestempelt werden könnte.
Es geht um Apples aktuellen A7 Prozessor, der im iPhone 5S und in der aktuellen iPad-Generation werkelt. Anand Lal Shimpi, Gründer der Technikseite AnandTech, hat sich Apples A7 vorgenommen und so weit auseinandergenommen, wie er es konnte.
Wie Apple es schaffte die Leistung gegenüber des A6 zu verdoppeln und warum der A7 viel näher an Intels i7-Reihe ist als an Qualcomms Prozessoren, die im Galaxy S5, HTC One oder Xperia Z2 arbeiten, erfahrt ihr hier.
Eines sollte beim Lesen dieses Artikels aber klar sein. Alle Informationen, die wir hier über den Chip geben können, stammen von Anand Lal Shimpi. Apple selbst gibt ja bekanntlich keine Informationen zu den eigenen Prozessoren aus und weder wir, noch Bekannte von uns können auch nur annähernd die Expertise im Bereich des Chipdesigns aufbringen, das AnandTech bietet.
Apples Verschwiegenheit ist bezeichnend für das Ausmaß an Änderungen, die der Prozessor durchgemacht hat. Der A7, der seit September im iPhone 5S werkelt und seit Oktober auch im iPad Air und iPad mini mit Retina-Display seinen Dienst vollführt, hat schon zur Vorstellung für viel Wirbel gesorgt.
Der A7 ist anders als andere Prozessoren.
Der A7 ist anders als alle anderen Prozessoren, die in aktuellen Handys stecken. So verfügt der A7 über „nur“ zwei Kerne. Gleichzeitig taktet auch noch jeder Kern mit ungefähr der Hälfte der Geschwindigkeit, die die aktuellen Quadcores aufzeigen. Geht man rein nach den Zahlen, müsste der A7 nur ein Viertel der Leistung des Snapdragon 800/801 erbringen. Dennoch kann das iPhone 5S gut mit den Android-Boliden, wie dem Nexus 5 und dem Galaxy Note 3 mithalten.
Gleichzeitig hat Apple die Leistung gegenüber des A6 verdoppelt, ohne den Takt oder die Anzahl der Rechenkerne zu erhöhen.
Diese Fragen wollte Anand Lal Shimpi endlich auf den Grund gehen. Wie er in einem Blogeintrag kürzlich veröffentlichte, ist er großen Teilen von Apples Geheimnis auf die Spur gekommen, obwohl er diesmal deutlich länger für einige der Details forschen musste, da Apple die Einzelheiten dieses Mal besser unter Verschluss hält als beim A6.Das Ergebnis beinhaltet Erstaunliches.
Um euch nicht mit den technischen Einzelheiten ausgiebig zu langweilen, wollen wir AnandTechs Ergebnisse mal so gut wie es geht zusammenfassen.
Mehr ein Desktop-Rechner, als ein Mobilprozessor.
So kann der A7 gleich 6 Befehle gleichzeitig verarbeiten. Das sind doppelt so viele im Vergleich zum A6. Gleichzeitig ist der Chip an sich mehr als doppelt so groß, wenn man nach den Recheneinheiten geht. Um die Performance bei gleichzeitigen Berechnungen noch weiter zu verbessern wurde auch der dafür wichtige „Reorder Buffer (ROB)“ mehr als vervierfacht! Hier setzt sich der A7 dann auch schon stark von aktuellen Smartphone-Prozessoren ab. Der ROB besitzt jetzt mit 192 micro-ops die gleiche Größe wie der ROB der aktuellen Intel i7-Prozessoren. Auch noch weitere Aspekte, wie der für Vorhersagen wichtige „Branch Mispredict Penalty“ sind auf dem Niveau der aktuellen Desktop-CPUs.

Einzelne Transistoren auf dem A7. Der Prozessor besitzt mehr als eine Milliarden dieser kleinen Bauteile.
Quelle: iFixit.com
Bild: chipworks.com
Der A7 kann nicht mit den Prozessoren in Geräten von
Nokia, Samsung etc. verglichen werden.
Insgesamt schätzt Anand Lal Shimp den A7 als durchaus beeindruckend ein.
So scheint Apples A7 wirklich eher den massiven Desktop-Prozessoren zu ähneln anstatt der Konkurrenz, die Samsung, Sony, HTC und Nokia verbauen. Der Profi bewertet den Chip als „sehr vorausdenkend“. Die ganze Power des Chips wird aber weder im iPhone 5S, noch im iPad Air genutzt. Zum einen ist der A7 unter voller Last sehr stromhungrig und zum anderen limitiert der relativ kleine Arbeitsspeicher von nur 1 GB derzeit die Leistung in den aktuellen Geräten. Lal Shimp spektuliert daher, dass Apple die massive Power vor Allem dazu nutzt um möglichst schnell wieder in den Stromspar-Modus zu kommen.
Die Konkurrenz hat die eigenen Ziele nicht hoch genug gesteckt.
Sehr interessant ist auch der Blick in die Zukunft. Für den A8, den wir im iPhone 6 erwarten, sagt Anand Lal Shimp voraus, dass Apple sich hauptsächlich um kleinere Strukturen bei der Herstellung kümmern wird. Dadurch könnte Apple den durchaus langsamen Takt von 1,3Ghz-1,4Ghz erhöhen ohne Einbußen bei der Akkulaufzeit zu haben.
Für den Gründer von AnandTech, der eigentlich nicht als Apple-freundlich gilt, scheint aber, laut eigener Aussage, eines klar. Apples Konkurrenz hat im letzten Jahr die eigenen Ziele nicht hoch genug gesteckt.
Quelle: AnandTech
Bilder: iFixit.com