„Apps sind nicht der Nabel der Welt, die Menschen sind es“

Mit diesem Satz hat Mark Zuckerberg gestern Facebook Home vorgestellt. Die neue Integration von Facebook ins Android-Betriebssystem ist fraglos extrem hübsch anzusehen, doch gerade das Prinzip sich auf uns und unsere Freunde zu konzentrieren scheint ein neuer Trend  im Smartphone-Business zu sein. Doch gerade hier scheint Apple zu schlafen.

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Facebook Home wird nur für Android verfügbar sein. Weder Apple noch Microsoft werden mit ihren Smartphones die tiefe Integration mit Facebook und natürlich Instagram anbieten können.
Laut Zuckerberg liegt das allerdings nicht an Facebook, sondern an den Richtlinien für beide AppStores.

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Das Logo von Facebook Home

Unabhängig davon wie sehr man Facebook noch mehr Daten anvertrauen will, bringt Home so konsequent frischen Wind in die Softwarelandschaft wie kaum eine Software in den letzten Jahren.
Facebook macht den mutigen Schritt absolut keine Apps mehr auf dem Home-Screen anzuzeigen.
Apps treten vollkommen in den Hintergrund und es braucht zwei Gesten um an die Übersicht aller Apps zu kommen.  Auch beim Benachrichtigungssystem ist dieser Trend zu sehen. Benachrichtigungen wie SMS, E-Mails, Anrufe und Nachrichten aus verschiedenen sozialen Netzwerken werden nun nach den Kontakten geordnet.

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Der Homescreen im Facebook Home.

Unabhängig davon wie sehr man Facebook noch mehr Daten anvertrauen will,
bringt Home so konsequent frischen Wind in die Softwarelandschaft
wie kaum eine Software in den letzten Jahren.

Alle anderen Konzepte sahen bisher entweder vor die Benachrichtigungen chronologisch oder nach Apps geordnet anzuzeigen. Gerade Nutzer, die viele Benachrichtigungen aus verschiedenen Quellen erhalten können dann schon einmal den Überblick verlieren.
Die weitere Konzentration auf den Nutzer und seine Freunde und Bekannte als das Wichtigste auf dem Handy ist auch bei dem  Feature Chat heads zu sehen. Hierbei kann man sowohl Nachrichten auf Facebook, als auch SMS in jeder App schreiben, ohne diese schließen zu müssen. Lästiges wechseln der Apps ist nicht mehr nötig.
Facebook sind wahrlich nicht die ersten, die anscheinend verstehen, dass Smartphones mittlerweile zum absolut wichtigsten Kommunikationsmittel unserer Gesellschaft geworden ist.
Microsoft hat in seinem Smartphonebetriebssystem Windows Phone 7 und Windows Phone 8 ein so genanntes „People Hub“, dass alle Nachrichten von Twitter, Facebook etc. an einem Ort zentral anzeigt und HTC hat mit seinem neuen Flaggschiff-Gerät, dem HTC One, die Funktion Blinkfeed vorgestellt, die ebenfalls Neuigkeiten au verschiedenen Netzwerken bündelt und auch das ganze Display ausfüllt.
Nur die Marktführer Apple und Samsung scheinen diesen Trend ein wenig verschlafen zu haben. Samsung profitiert jetzt natürlich durch Facebook Home. Apple steht sich in dieser Beziehung selbst im Weg.

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Der Homescreen in iOS 6 auf dem iPhone 5.

Das dominierende Interface in Apples Betriebssystem ist einfach nur eine Übersicht über alle Apps,
die sich auf dem Gerät befinden.

Apples Betriebssystem iOS sieht auch mehr als 5 Jahre nach der Einführung nur minimal anders aus als die erste Version. Das dominierende Interface in Apples Betriebssystem ist einfach nur eine Übersicht über alle Apps, die sich auf dem Gerät befinden.
Apps sind der Mittelpunkt auf dem iPhone. Mit diesem Prinzip war das ganze Ökosystem um iPod, iPhone und iPad ungeheuer erfolgreich in den letzten Jahren.
Die Zeiten ändern sich.
Mittlerweile gibt es weit mehr Apps in Apples AppStore als man jemals downloaden könnte. Gleichzeitig hat sich unser Umgang mit Smartphones normalisiert und ist in unseren Alltag eingegangen. Kaum jemand setzt sich noch mit seinem Smartphone hin um einfach mal ein paar neue Apps auszuprobieren.
Kalender, Wetter, soziale Netzwerke, Nachrichten, Musik-Player und ein paar kleine Spiele. Viel mehr nutzt der durchschnittliche Smartphonebesitzer nicht.

Kalender, Wetter, soziale Netzwerke, Nachrichten, Musik-Player und ein paar kleine Spiele.
Viel mehr nutzt der durchschnittliche Smartphonebesitzer nicht.

Zum Spielen gibt es nun deutlich performantere Tablets oder sogar günstige Konsolen wie die OUYA.
Die meiste Zeit verbringen wir aber in unseren sozialen Netzwerken. SMS, WhatsApp, Facebook, Twitter sind nur ein paar der Services, die es uns ermöglichen mit unsern Freunden und Bekannten in Kontakt zu bleiben.
Diesen Trend verschläft Apple konsequent.
Zwar wurde Twitter und Facebook an manchen Stellen in Apples iOS-Betriebssystem integriert, doch die geschaffenen Möglichkeiten sind eher gering.
Ohne die dazugehörige App geht außerdem nichts.

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So tief ist Facebook Home in Android integriert.

Facebook zeigt mit Home eine Version, wie ein Online-Service eines Sozialen Netzwerkes in ein Betriebssystem eingebunden werden kann.Da Apple andere Unternehmen wie Facebook nicht ans Betriebssystem heran lässt, müssen die Jungs und Mädels aus Cupertino die Arbeit selber machen.
Wie auch häufig in der Politik ist Integration das Zauberwort.
Apple muss Services und Dienste Dritter besser integrieren.

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Mit Facebook Home kann man aus jeder App chatten und SMS schreiben.

Wie auch häufig in der Politik ist Integration das Zauberwort.
Apple muss Services und Dienste besser integrieren.

Wer würde es denn nicht toll finden, wenn man direkt in der Nachrichten App neben normalen SMS und Apples iMessages auf WhatsApp- und Facebook-Nachrichten schreiben könnte?
Warum muss ich meine Zeitungs-App schließen um nur ein kurzes „Ja“ via SMS oder Chat-Nachricht als Antwort auf eine Frage zu schicken?
Wo läge das Problem ein ähnliches Design wie Facebooks Cover Feed auf dem iPhone zu integrieren, dass neben Facebook auch die neusten Tweets und Google+-Status Meldungen anzeigt?

Apple muss sich vom jetzigen Design lösen. Uns ist es mittlerweile egal welche App wir nutzen um mit Freunden zu interagieren. Doch Apples Design-Richtlinien stehen einer Verbesserung des Betriebssystem in dieser Richtung einfach zu stark im Weg.
Als iPhone-Nutzer bleibt also nur die Hoffnung, dass Sir Jony Ive, der seit Ende letzten Jahres das iOS-Betriebssystem leitet, frischen Wind in die Entwicklung auf dem iPhone bringt.

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Mark Zuckerberg bei der gestrigen Präsentation.

Egal was man von Facebook hält; Zuckerberg hat Recht, dass die Menschen die uns Umgeben wichtiger sind als die Apps die wir nutzen um mit ihnen zu interagieren.
Auch Apple sollte das langsam einsehen.

2 Gedanken zu „„Apps sind nicht der Nabel der Welt, die Menschen sind es“

  1. Pingback: Facebook Home – Ein Berg Zucker für Android? | Anke | Stefan | Leo || Langer

  2. IMHO
    Da viele andere Hersteller die Konvergenz von verschiedenen Systemen schon in ihren Anwendungen implementieren, ist doch die Frage, ob das wirklich so nützlich ist. Wollen Menschen jederzeit, egal was sie auf ihrem Smartphone tun von Facebook-Nachrichten gestört werden? Will man dauernd die Nachrichten-Pop-Up-Birne von allen Freunden eingeblendet bekommen? Im Schnitt hatte im Jahr 2012 jeder deutsche Nutzer 190 Freunde in seiner Liste. Das klingt zunächst nicht allzuviel. Die meisten Nutzer werden mehr soziale Verbindungen haben. Aber je nachdem wie kommunikativ die Nutzung vom blauen Riesen ist, wie sehr beeinflusst es die Handynutzung an sich? Das Ausmaß von Facebooks Einfluss ist dann immens. Was für das Internet und Smartphones als Werbeslogan schlechthin propagiert wird, immer und überall, zu jeder Zeit an jedem Ort von Jedermann erreichbar zu sein, wird auf die Spitze getrieben und kann vom netten Feature zur Belastung werden. Man kann sich das ja mal vorstellen. Durchschnittlich 190 Freunde/Bekannte in der Liste, davon sind 50% nur entfernte Bekannte, 30% Freunde aus Schule, Studium, Beruf und nur maximal 20% wirklich „Freunde“, wie man sie im klassischen Sinne verstehen würde. Wen diese 20% in einer ähnlichen Frequentierung bei Facebook Nachrichten senden, wie SMS oder Anrufe, dann würden 38 Personen im Abstand von ca. 20 Minuten eine Nachricht schicken. Alle 20 Minuten würde ein Chat-Birne aufpoppen. Und das ist nur eine sehr grobe Schätzung basierend auf eigenen Erfahrungen. Ich lade euch herzlich ein, mal Eure Erfahrungen als Kommentar zu posten. Ich jedoch würde es mindestens so störend finden, wie die GEMA-Anzeigen bei Youtube, Werbeeinblendungen bei Apps oder einer Zugverspätung der DB.

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