
Apple kauft Beats Electronics.
Gestern Abend klingelten bei uns mal wieder alle Geräte, die wir so um uns haben. Laut einem Bericht der Financial Times plant Apple angeblich die Übernahme des Technikunternehmens. Warum das eine solch große Nachricht ist und für viele Menschen verändern könnte wie sie Musik hören, klären wir jetzt für euch.
Es gibt also schon wieder eine Milliarden-Aquisition. So oder so ähnlich könnte man mittlerweile reagieren, wenn mal wieder einer der Silicon Valley Konzerne ein neues Unternehmen schluckt. Beispiele gefällig?
Facebook kauft Whatsapp für $19 Milliarden (20. Februar)
Facebook kauft Oculus VR für $2 Milliarden (26. März)
Google kauft Nest für $3,2 Milliarden (14. Januar)
Nun steigt also Apple in das große Rennen um Unternehmen ein. Bisher blieben die großen Übernahmen im ehemaligen Jobs-Imperium nämlich aus. Zwar hamsterte sich das Unternehmen in den letzten Jahren euch einige Unternehmen zusammen, jedoch hatte keine der Übernahmen ein Volumen von mehr als einer halben Milliarde US-Dollar. Apple kaufte jedoch in der Vergangenheit sehr gezielt ein. So ermöglichte der Kauf von PA. Semi im Jahr 2008 die Herstellung der iPhone- und iPad-Prozessoren, die zwei Jahre später mit dem A4 im ersten iPad den Einzug die Geräte mit dem angebissenen Apfel fanden. AuthenTec wurde 2012 gekauft und bereits 2013 sah man in Form von TouchID im iPhone 5S das Ergebnis.
Beats Electronics hat einige Kronjuwelen.
Was will Apple also mit Beats?
Immerhin zahlt der Technikgigant angeblich 3,2 Milliarden Dollar, was eine Rekordsumme für das Unternehmen ist. Beats Electronics dürfte den meisten durch die Kopfhörer bekannt sein. Das Unternehmen belebte in Apple-Typischer Manier einen Markt, der vorher nicht in dieser Art existierte. Durch geschicktes Marketing und bestechendes Design schaffte es das Unternehmen praktisch im Alleingang ein Produkt, dass nur ausgesprochene Audioliebhaber interessierte zu einem Lifestyle-Produkt zu machen. Dabei wird das Unternehmen häufig für den sehr basslastigen Klang der Kopfhörer und die hohen Preise kritisiert. Trotz allem hat sich Beats, dass dem Eminem Entdecker Andre „Dr. Dre“ Young gehört, durch die Kooperation von Monster Cable bis 2012 zum unumstrittenen Kundenliebling mit sagenhaften 40% Marktanteil im Kopfhörer-Geschäft gemausert. Beats arbeitete dabei auch mit mehreren Technikkonzernen zusammen. So erschienen HP-Laptops und HTC-Smartphones, die Beats-Technologie verbaut hatten. HTC kaufte 2011 sogar die Mehrheit der Unternehmensaktien für $309 Millionen, stieg aber schrittweise letzten September wieder aus dem Unternehmen aus.
Mit großer Wahrscheinlichkeit können Apple-Kunden also auf bessere Kopfhörer in der Verpackung des iPhones hoffen. Aber das alleine rechtfertigt noch lange keinen Preis von 3,2 Milliarden. Apple dürfte stattdessen viel mehr an den anderen beiden Perlen im Nähkästchen von Beats interessiert sein.
Vor allem der gerade erst in den USA gestartete Spotify-Konkurrent Beats Musik dürfte in Cupertino auf großes Interesse gestoßen sein. Apple plant Gerüchten zufolge selbst ein Standbein im Musik-Streaming zu basteln nachdem ,das in Deutschland nicht verfügbare, iTunes Radio nicht den erhofften Erfolg hatte. Mit der mächtigen iTunes-Infrastruktur und einer Integration in iOS im Rücken könnte Spotify tatsächlich in Schwierigkeiten kommen.
Bei Nerds gehasst, bei Promis geliebt.
Doch es gibt noch eine Seite an Beats Electronics, die nicht mit Technik zu tun, aber für Apple sehr wertvoll sein kann.
Der Kopfhörer-Hersteller hat durch Dr. Dre sehr gute Kontakte zur Prominenz im Musik-Geschäft. Viele Stars lassen sich nur zu gerne mit den stylischen Ohrmuscheln auf dem Kopf ablichten.
Nach den glorreichen Marketingerfolgen des koreanischen Unternehmens Samsung, dass durch geschicktes Platzieren der eigenen Geräte neben dem berühmten Oscar-Selfie auf eines mit Barack Obama schießen konnten, scheint man in der Apple-Zentrale ein wenig neidisch zu werden. Such schrieb man erst kürzlich eine Stelle als „Buzz Manager“ aus, dieser soll sich in Zukunft verstärkt darum kümmern Stars an Apple-Produkte zu binden oder sich wenigstens zu bestimmten Anlässen mit den Geräten fotografieren zu lassen.
Für Apple eine konsequente Wahl.
Insgesamt erscheint uns die Summe von über $3 Milliarden grundsätzlich als gerechtfertigt. Immerhin würde Apple schlagartig Marktführer im Kopfhörer-Geschäft werden, hätte ein eigenes Musik-Streaming Angebot und eine Handvoll Stars unter Vertrag.
Anders als beim Oculus VR Kauf durch Facbook kauft Apple gerne Unternehmen mit fertigen Produkten, die sie dann direkt in ihre eigenen Systeme implementieren können. Beats passt daher sehr gut ins Beuteschema der Jobs-Ära. In der Chefetage von Spotify und auch der deutschen Alternative, Simfy, dürfte heute aber wohl kein Sektkorken durch die Luft fliegen.
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