Dying Light: „Du kommst hier net rein“ – Videospiele und die USK Teil 1

Dying Light

Still und heimlich zog der Verkaufsstart des Zombie-survival-game Dying Light diese Woche an Deutschland vorbei. Während die ganze Welt wie wild auf Zombiehorden einhämmert wurde das Spiel hier nicht veröffentlicht und schuld ist die USK! – Oder doch nicht?

Das die Jugendschutzprüfung der USK zu den Härtesten der Welt gehört ist keine neue Information. Immer wieder haben sich Spieler darüber aufgeregt, dass ihr heiß erwartetes Spiel in Deutschland nicht erscheint oder stark geschnitten wurde. Deswegen war auch bei Dying Light von Anfang an klar: Für das Spiel wird es richtig knapp. Und kaum ist bekannt, das der Titel vorläufig nicht in Deutschland erscheinen wird, flammen sie wieder auf, die ständig glühenden Feuer in Zahlreichen Diskussionsforen des World Wide Web wenn es um das Thema USK geht.

Screen

Beitrag eines Users unter dem „Zensurbericht“ von Dying Light

An dieser Stelle möchte ich nicht darüber diskutieren wie reflektiert der Beitrag von Saebelschuetze86 ist und ob er richtig oder falsch liegt. In einer Sache hat Saebelschuetze86 aber auf jeden fall recht: Früher wurden mehr Spiele auf den sogenannten Index gesetzt. Waren im Jahr 2006 noch 1,8% aller geprüften Spiele ein Kandidat für den Index, sind es 2013 nur noch 0,3%. Im Gegenzug ist der Anteil an Ab 18 Titeln um 5,1% auf 9,1% gewachsen. Genug der Zahlen. Differenziert betrachtet müsste man jetzt fragen, wie viele Spiele, die 2013 eine Ab 18 Freigabe bekommen haben, mussten für dieses Siegel vorher geschnitten werden?

USK

Leider fand ich bei meiner Suche zum direkten Vergleich keine Zahlen für 2013. Die aktuellsten Daten stammen von schnittberichte.com aus 2010. In dem Jahr wurden 13 Games geschnitten auf dem deutschen Markt verkauft. 2004 waren es noch 20, im Jahr 2006 nur noch 17. Geht man also davon aus, dass sich dieser Trend bis 2010 fortgesetzt hat kann man sagen, die Zahl gekürzter Spiele sinkt, langsam, aber sie sinkt. Doch es stellt sich die Frage, warum werden Computerspiele schneller indiziert als ein gleichwertig Brutaler Film?

Das Prüfverfahren der USK

Um die Frage gleich zu beantworten: Die offizielle Begründung der USK lautet meist, dass ein Computerspiel den Spieler durch die Interaktivität viel mehr beeinflusst als ein Film. Das lassen wir erst mal so stehen. Um zu entscheiden, welches Spiel welche Freigabe bekommt hat sich die USK Richtlinien gegeben nach denen sie Arbeitet. Diese wiederum basieren auf einer gesetzlichen Grundlage. So dürfen in Deutschland per Gesetz zum Beispiel keine Hakenkreuze in Videospielen gezeigt werden…in Filmen aber schon. Wie kommt das? Nun hier greift wieder das bereits oben genannte Argument der Interaktivität von Computerspielen. Während es für Filme mittlerweile unter dem Aspekt der Kunst eine Ausnahmeregelung gibt, können sich Spiele aufgrund des höheren Einflusses auf den Spieler nicht darauf berufen.

Aus dem 1992 erschienenen Wolfenstein 3D mussten alle Hakenkreuze entfernt werden

Aus dem 1992 erschienenen Wolfenstein 3D mussten alle Hakenkreuze entfernt werden

Allgemein muss man sagen, dass sich die USK mit vielen Bewertungen in einer Art Grauzone befindet. Sowohl das Gesetzt, als auch die Leitlinien lassen an manchen Stellen Platz für Interpretation. Zudem ist es bei einem so komplexen Medium wie Videospielen kaum möglich klare Grenzen zwischen den einzelnen USK Siegeln zu setzen. Deshalb wird jedes Spiel auf neue individuell betrachtet. Nachdem ein Spiel bei der USK zu Kontrolle eingereicht wurde wird es von einem sogenannten Sichter von vorne bis hinten durchgespielt. Dabei muss er alles einmal gesehen haben: Nebenmissionen, Cheats und Easter Eggs. Sobald das geschafft ist präsentiert er das Spiel einer Reihe von Medienpädagogen, Journalisten und Soziologen. Diese Gremium lässt sich das Spiel so lange Zeigen bis es in der Lage ist eine Entscheidung über die Altersfreigabe zu Treffen. Streng genommen muss man also sagen, dass der ganze Frust auf die USK völlig fehl am Platz ist, da sie die Spiele nur präsentiert, die Entscheidung treffen Andere.

Der Grund warum Wolfenstein ohne Hakenkreuze auskommen musste

Der Grund warum Wolfenstein ohne Hakenkreuze auskommen musste

Im zweiten Teil lest ihr nächste Woche, warum die Entscheidungen der USK auch für kuriose Ergebnisse sorgen können und wann Computerspiele endlich als Kunst anerkannt werden.

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