Letzte Woche habe ich euch im ersten Teil dieses Artikels von der indivuduellen Arbeitsweise der USK berichtet und warum Filme seltener auf dem Index landen als Videospiele. Im zweiten Teil verrate ich euch, warum USK und PEGI oft so unterschiedliche Altersbewertungen geben und wann wir denn endlich Dying Light ungeschnitten zocken können.
Diese individuelle Bewertung eines Spiels kann dazu führen, dass Entscheidungen getroffen werden, die uns Gamer auf den ersten Blick total verdutzen. So bekam das Spiel Assassins Creed bei der USK eine Freigabe von 16 Jahren, bei dem europäischen Gegenstück der USK, der PEGI, war es allerdings erst ab 18. Was war da denn los? Für den gemeinen Gamer ist es ja wirklich ein ungewöhnlicher Anblick dass die PEGI strenger ist als die USK. Woran liegt das?
Die Antwort liegt in den unterschiedlichen Prüfverfahren. Das Verfahren bei der PEGI ist recht locker: Die Publisher bekommen einen Fragebogen, den sie in Eigenverantwortung ausfüllen müssen. Darin stehen so Fragen wie: „Bewerten sie die Brutalität des Spiels“ oder „Welche Waffen stehen dem Spieler zur Verfügung“. Natürlich ist das Ganze noch etwas ausführlicher als hier beschrieben, aber im Großen und Ganzen war es das. Die PEGI bekommt den Fragebogen zurück und bewertet anhand der Antworten das Spiel. Es gibt keine weitere Kontrolle. Bei der USK hingegen ist es durch die Individuelle Betrachtung möglich, etwas genauer hin zu schauen. Im Fall von Assassins Creed stellten die Prüfer fest, dass wegen des Settings im Mittelalter viel weniger Bezug zur Realität besteht. Trotz der Gewalt ist auch für einen 16 Jährigen genug Abstand vom Spiel möglich. Natürlich kam AC auch zugute, dass seine Gewaltdarstellungen nicht so brutal sind wie in Dying Light.
Jugendschutz ist wichtig!
Die USK jedenfalls hat ihre Berechtigung. Sie hilft Eltern bei der Entscheidung, wie sie ihre Kinder schützen und das ist ihr gutes Recht. Wir können ja schließlich nicht von allen Eltern erwarten, dass sie wissen was in Videospielen so ab geht. Und an dieser Stelle ist auch das Argument unnötig „Die Kinder besorgen sich das Spiel eh“. Ja das ist richtig, aber in so einem Fall sollten die Eltern zum Beispiel die Möglichkeit haben, das Spiel später zu beschlagnahmen und beurteilen zu können. Leider habe ich als kleiner Junge zu viel davon mitbekommen, wie mein Vetter Half Life 2 gezockt hat. Die Folge: Bis heute kann ich den wohl besten Shooter aller Zeiten nervlich nicht Spielen. (an dieser Stelle bitte Mitleid an m.schloesser@thetechnologicals.de)
Es gibt allerdings Spiele, wo eine Gewaltdarstellung ganz klar zum Ausdruck der Kunst im Spiel vorhanden ist. Sie soll uns aufrütteln, zum Nachdenken anregen eventuell auch schockieren. Trotzdem reicht das Argument Kunst nicht aus um diese Spiele vor dem Index zu bewahren. Schuld ist auch hier wieder das Gesetz und die Politik und nicht die USK. Das Bewusstsein für das Medium Videospiel als Kunst ist noch nicht so ganz angekommen.

Hach, was würde ich Half Life 2 gerne spielen, aber immer wenn ich Anfange muss ich wieder aufhören. Kindheitstrauma halt…
Nur die Ruhe
Mal ganz von der USK abgesehen kann ich als erwachsener Gamer doch eigentlich selbst entscheiden, wie viel Gewalt gut für mich ist, egal ob in Film oder Spiel. Das ist richtig aber dieses „Recht“ auf Freiheit verträgt sich leider nicht so wirklich mit dem Gesetz. Viel machen außer uns beschweren können wir uns da aber erst mal nicht. Ich lehne mich aber mal aus dem Fenster und sage, dass der Grund, warum Gewalt als Kunst in Videospielen in Deutschland noch nicht anerkannt ist einfach ein Zeitlicher ist. Spiele sind gerade dabei sich in unserer Gesellschaft zu etablieren. Das tun sie mit jedem Tag mehr und mehr. Geben wir den Kritikern noch etwas Zeit, sich an diese neuen Umstände zu gewöhnen. Ich denke in einigen Jahren wird das Thema Index immer leiser werden. Ganz verschwinden wird es allerding nie, denn auch Filme werden heute noch indiziert, obwohl sie schon länger unter uns weilen. Das liegt wohl an unserer deutschen Mentalität.
Es wird also noch eine Zeit dauern bis Spiele wie „South Park: Der Stab der Wahrheit“ als reine Satire verstanden werden und ihre Hakenkreuze behalten können. Fakt ist jedenfalls, die USK ist nicht so böse, wie es allgemein angenommen wird. Klar haben wir ein Recht darauf, selbst zu bestimmen, ob wir mit den abgeschlagenen Pixelköpfe leben können und dafür sollten wir uns als Gamer auch einsetzen. Ich mache mir allerdings keine Sorgen darum, dass wenn wir uns sachlich für unser Hobby engagieren, Dying Light in 20 Jahren auch bei uns ungeschnitten spielen können.
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