Das iPhone X im Langzeittest – Mehr als nur ein Hingucker?

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Nach nunmehr als 2 Monaten mit Apples neustem Flaggschiff, dem wohl teuersten mainstream Smartphone des Jahres, trauen auch wir uns ein Fazit zu ziehen.
Wir werden hier nicht ewig in technischen Details schwelgen, denn die kompletten Nerds werden das Gerät eh direkt bei der Veröffentlichung gekauft haben, oder sich dagegen entschieden haben. 



 

Die Spezifikationen für Nerds:
Einmal schnell zu den Spezifikationen, wer jetzt nur Bahnhof versteht, darf sehr gerne bis zum nächsten Absatz springen.
Das iPhone X hat ein 18:9  OLED Display mit 2436×1125 Pixeln und bei 5,85 Zoll Displaydiagonale, unter Nichtbeachtung der abgerundeten Ecken, eine Pixeldichte von 458 ppi. Im Inneren werkelt, wie beim iPhone 8, der A11 Bionic SoC, dessen zwei Performance-Cores  auf bis zu 2,4 GhZ und die vier Stromspar-Cores auf bis zu 1,8 GhZ getaktet werden können. Das iPhone kann allerdings alle sechs Kerne gleichzeitig nutzen. Als Arbeitsspeicher nutzt das iPhone X 3GB des LPDDR4x Speichers von SK Hynix. Das Paar an Kameras auf der Rückseite greift auf zwei CMOS Sensoren aus dem Hause Sony mit 12 MP zurück. Beide Sensoren sind optisch stabilisiert und können Videos mit maximal 4K und 60 FPS aufzeichnen. Die Objektive sind einmal eine 28mm f/1.8 Linse und eine 56mm f/2.4 Linse.
Auf der Frontseite fällt zudem noch der „notch“ auf. Hier sind ein Lautsprecher, eine 7 MP Frontkamera, eine Infrarotkamera, eine Infrarotleuchte und ein Infrarot Punkt Projektor angebracht. All das Zusaamen ergibt die FaceID

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Die neue Bedienung
Kurz gesagt, im iPhone stecken viele technische Dinge, die man von einem Spitzensmartphone im Jahr 2017 erwarten kann.
Am besten lässt sich das iPhone X allerdings mit dem beschreiben, was fehlt. Nach mehr als 10 Jahren halten wir nun das erste iPhone in den Händen, dass über keinen Homebutton verfügt. Weg ist das ikonenhafte Designelement und der letzte Rettungsanker meiner Mutter, wenn sie mal wieder nicht weiter weiß. Zusammen mit dem Homebutton verschwindet auch TouchID.
Jetzt, wo der vertraute runde Knopf fehlt fällt einem plötzlich auf, wie viel doch über den Homebutton in iOS abgewickelt wurde. Ob man aus einer App auf den Homescreen möchte, in das Multitasking wechselt, sein iPhone entsperrt, seine Banking-App mit seinem Finger entsperrt, Siri öffnen will, ein Screenshot machen will, Reachability aktiviert oder per „Affengriff“ sein iPhone zum Neustart zwingt. All diese Funktionen haben auf den Homebutton zurückgegriffen.
Zum Glück sind diese Funktionen auch auf beim iPhone X verfügbar. Um sie zu nutzen zwingt uns Apple allerdings eine Kombination aus Wischgesten und Tastendrücken zu lernen. In den ersten Stunden und Tagen der Nutzung erwischt man sich ständig dabei eine oder zwei Sekunden vor dem Smartphone in höchster Konzentration inne zu halten, weil man eine der Gesten vergessen hat.
Nach gut zwei Wochen waren mir alle neuen Bedienungen aber in Fleisch und Blut eingegangen und das iPhone X fühlte sich in der Bedienung deutlich flüssiger an als alle anderen iPhones zuvor. Das liegt daran, dass meine Finger nun das Display nicht mehr verlassen müssen. Es stellt sich ein angenehmer „Flow“ ein.

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Das neue Design
Optisch ist das iPhone X eh ein Hingucker.
Die schwarze Vorderseite wirkt wie aus einem Guss und das Stahlband, dass außen um das Handy liegt sieht sehr edel aus. Besitzer des teuren Stücks sollten sich aber nicht wundern, wenn dieses Band schnell Kratzer und kleine Macken bekommt.
Die weiße Rückseite auf unserem Modell geht eher in Richtung Eierschale und weißt einen edel wirkenden Tiefeneffekt auf.
Einzig die Kamera ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Die Kameras, ja es gibt zwei auf der Rückseite, sind vertikal angeordnet und treten stark aus dem Gehäuse hervor. Auch auf der Vorderseite stört die Kamera. Die Vorderseite, die nur aus einem Display zu bestehen scheint, wird von einem schwarzen Balken am oberen Rand druchbrochen, dem „notch“, doch dazu später mehr.

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FaceID
Große Diskussionen gab es, nach der Vorstellung des iPhone X im September, auch um FaceID. Viele befürchteten, dass es langsamer als der Fingerabdrucksensor in TouchID sei, und unsicherer ebenso.
In meiner Erfahrung funktioniert FaceID hervorragend. Das Entsperren geht schnell und einfach. Mit einem Wisch habe ich mein iPhone nun entsperrt, da mein Gesicht bereits beim Wischen erkannt wird. Gerade in Apps und beim Surfen ist FaceID mehr als praktisch. Websites und Apps, die Logins erfordern können nun innerhalb einer Sekunde einfach schnell nachprüfen ob der Besitzer auch wirklich das Smartphone bedient. Dies geht so schnell, dass es einem kaum auffällt. Dieses, praktisch ununterbrochenes Arbeiten, trägt, in Zusammenarbeit mit den neu gelernten Gesten, im Wesentlichen dazu bei, dass man beim iPhone X wieder in einen „Flow“ kommt, der Apple vor Jahren berühmt gemacht hat.
Die Nachteile von FaceID liegen aber auch auf der Hand.
Wer sein iPhone gerne entsperrt, während es auf dem Tisch vor einem liegt muss sich nun ein wenig über das Gerät beugen. Zudem ist mir aufgefallen, dass ich meine Smartphones morgens im Bett deutlich näher an mein Gesicht halte als sonst und mich FaceID zuverlässig nicht erkennt, da ich zu nahe bin.
Am wohl nervigsten ist, dass das iPhone X nur ein Gesicht speichern kann. Wer also dem Partner ermöglichen will sich auch einzuloggen, der muss seinen Code verraten. Mit diesem hat man allerdings mehr Privilegien im System als mit TouchID oder FaceID. Ein Dilemma, wenn ihr mich fragt.
Bei all der Kritik muss ich aber sagen, dass FaceID gegenüber TouchID nicht abfällt. Beide Methoden sind auf einem vergleichbaren Level und beide haben Vor- und Nachteile. Das weiß jeder, der mal versucht hat, TouchID mit nassen Fingern zu nutzen.

Performance
Zum Glück hält auch der Prozessor bei meinem Arbeitstempo mit. Der A11 erreicht dabei fabelhafte Geschwindigkeiten. In Benchmarks ist das iPhone X fast 75% Prozent schneller als mein iPhone 7 und steckt auch das MacBook Pro 13 Zoll in die Tasche. Gleichzeitig deklassiert Apple die gesamte Konkurrenz aus dem Android-Lager. Mein Galaxy S8 erreicht gerade einmal 60% der Leistung des iPhone X.
Auch die Leistung bei der Grafikberechnung hat sich die Leistung um knapp 30% gesteigert. Der A11 Bionic erreicht so 70% der Leistung eines 13 Zoll MacBook Pro.
Insgesamt sind das beeindruckende Ergebnisse und man Fragt sich schon warum Apple seinen kleinsten Rechner, das MacBook, nicht mit diesem Chip ausstattet. Immerhin sitzt der A11 Bionic auch im iPhone 8 und iPhone 8 Plus.

Display
Ebenfalls neu im iPhone X ist das Display. Es ist länglicher als das Display aller vorherigen iPhones und auch fast so groß wie das Display der iPhone Plus-Reihe. Durch den Wegfall des Homebuttons erstreckt es sich nun von Rand zu Rand, sodass das Smartphone insgesamt nur ein wenig größer ist als das des iPhone 8. Gleichzeitig nutzt das iPhone X eine neue Displaytechnologie mit dem Namen OLED.
Samsung perfektioniert diese Technik schon seit Jahren und hat hier mit Apple zusammengearbeitet. Das Display ist scharf, erzeugt fantastische Farben und Kontraste und bietet so einem Technik-Fanatiker wie mir nur wenig Angriffsfläche.
Einziger Kritikpunkt ist in meinen Augen die Pen-Tile Matrix der Subpixel. Wer das nicht versteht, den kann ich beruhigen, denn euch wird es nicht stören.
Stören wird die meisten wohl der berühmt-berüchtigte „notch“, der von oben in das Display herein ragt und all die Sensoren beheimatet, die für FaceID notwendig sind.
Mich nervt diese schwarze Lippe nur beim Anschauen von Videos. Fraglos wäre ein iPhone X ohne das Teil ein deutlich besseres Gerät.

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Kameras & Animoji
Wie die Plus-Modelle, hat auch das iPhone X zwei Kameras auf der Rückseite. Die Auflösung bleibt, wie bei den Vorgängern bei 12 Megapixel. Allerdings sind die Kameras nun deutlich besser bei Aufnahmen in dunkleren Umgebungen. Fotos mit der Zoom-Kamera bleiben allerdings ein wenig dunkler als die mit der normalen Einstellung. Insgesamt ist die Kamera aber so gut, dass ich meine DSLR zum ersten Mal nicht mit in den Urlaub genommen habe und sie in 90% der Fälle auch nicht vermisst habe. Ein paar Beispielbilder findet ihr unter dem Absatz.
Wer auch Video aufzeichnen möchte, bekommt beim iPhone X maximal eine 4K-Auflösung bei 60 Bildern pro Sekunde und kann auch Slow-Motion Videos in Full-HD drehen. Diese Kombination ist einzigartig in der Smartphone-Welt.
Kurzum die Kamera gehört zu den besten Kameras, die man in einem Smartphone kaufen kann.
Auf der Vorderseite bleibt die 7 Megapixel Kamera des iPhone 7. Zusammen mit den Sensoren von FaceID lassen sich allerdings viele Lustige Animationen, wie die neuen Animojis erstellen.
Ja, Animojis sind klasse, machen Spaß und sie sind perfekt um seinen Freunden zu zeigen, was das neue iPhone kann.

Akku & Laden
Die Akkulaufzeit bleibt, wie immer ein Knackpunkt der iPhones.
Das iPhone X hält sich dabei im ordentlichen Bereich, ist allerdings stark von eigenen Nutzungsverhalten abhängig.
Im Schnitt komme ich mit dem iPhone X gut über den Tag und kann, wenn ich den Stromsparmodus einschalte auch noch problemlos abends ausgehen.
Fummelt man aber ständig am iPhone X herum und schaut Videos, zeigt Freunden Animojis und tethert die Internetverbindung an seinen Laptop, dann muss man den Akku deutlich früher wieder mit Strom füttern.
Das neue „schnelle“ Laden bringt meiner Erfahrung nach kaum Vorteile. Ich glaube noch immer fest daran, dass iPhones das schon sehr lange können. Immerhin lade ich meine iPhones seit Jahren mit einem iPad-Ladegerät auf und sie laden schon seit Jahren dort deutlich schneller. Einen großen Unterschied zwischen einem USB-C Schnelladenetzteil von Apple und dem normalen iPad-Netzteil konnte ich aber nicht feststellen.
Im Bereich des Wireless Charging bin ich der Meinung, dass viele iPhone Fans es lieben werden. Es ist eines der klassischen Dinge, wo man nicht weiß, dass man es braucht, es aber nicht mehr missen will, wenn man es einmal hatte.

Was richtig gut ist
Mich überzeugt derzeit besonders das Display vom iPhone X. Apple hat, zusammen mit Samsung, ein wirklich gutes OLED-Panel gebaut. Es ist hell genug um auch in der Sonne lesbar zu sein, ohne die viel zu kräftigen Farben der Galaxy S-Reihe anzuzeigen.
Die Kameras sind ebenfalls super. Bei den Photos gefallen mir die Bilder des Google Pixel 2 zwar ein wenig besser, im Videobereich schafft das iPhone mit der 4K-Auflösung und den butterweichen 60 Bildern pro Sekunde die besten Aufnahmen, die ich bisher gesehen habe.
Ebenfalls super ist die Performance. Das iPhone fliegt durch das Betriebssystem und auch anspruchsvolle Apps sind kein Problem. Sogar das Bearbeiten der 4K-Videos, die es immerhin auf 400MB pro Minute schaffen, ist kein Problem.
Die neuen Gesten unterstützen das Gefühl zudem.
Meine Lieblingsgeste ist das hin und her streichen des kleinen Striches, der nun stets am unteren Rand des Displays verweilt. Hiermit lässt es sich schnell zu den vorherig geöffneten Apps gelangen. Schneller kann man zwischen Apps nicht wechseln.

Was nervt
Das iPhone X hat ein sehr längliches Display. Wie damals, bei dem Wechsel vom iPhone 4S auf das iPhone 5 haben viele Apps oben und unten nun schwarze Ränder. Nicht alle Anbieter von Apps haben bereits Updates bereitgestellt und selbst Apples eigene iMovie-App kann das iPhone X Display noch nicht komplett ausfüllen.
Sehr nervig ist zudem die Platzierung der verbleibenden 3 Knöpfe. Der Power-Button ist deutlich größer geworden und liegt nun den Lauter/Leiser Tasten exakt gegenüber. Ich drücke beim Aufheben des iPhones häufig die Lauter-Taste und den Power-Button. Diese Kombination veranlasst nun aber das Anfertigen eines Screenshots, den ich erst wieder löschen muss.

Fazit
Kommen wir also zur wichtigsten der Fragen beim neuen iPhone:
Lohnt es sich mehr als 1000€ für ein Smartphone auszugeben?
Apple hat mit dem iPhone X fraglos das wohl derzeit beste Smartphone auf dem Markt produziert, falls man iOS nicht zutiefst verabscheut. Gleichzeitig ist es aber auch das teuerste Smartphone. Brauchen tut dies sicherlich niemand. Ein Galaxy S8 von Samsung kostet gerade einmal die Hälfte, hat ein fantastisches Display, einen schnellen Prozessor, ein ebenfalls hübsches Design samt guter Kamera.
Nicht zu verachten ist auch das iPhone 8. Es hat den gleichen Prozessor, die gleiche Kamera und behält auch TouchID, sodass sich iPhone-Nutzer nicht umgewöhnen müssen.
Das iPhone X ist kein Smartphone das man sich kaufen sollte, aber ein Smartphone, was man haben will. Wer dafür mindestens 1149€ ausgeben will bekommt nahezu perfekte Hardware und definitiv das beste iPhone, dass es je gab.

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