Ich habe Open Worlds satt.

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Überall werden Open Worlds gehyped ohne Ende. Mittlerweile hat gefühlt jedes AAA-Spiel eine Open World. Ich finde das richtig scheiße und erkläre auch mal warum.

Eines muss ich von vornherein klar stellen. Auch ich habe bereits hunderte Stunden in diversen Open Worlds verbracht und auch viel Spaß in ihnen gehabt. Als großer New York Fan hat mich GTA IV immer wieder dazu verleitet nach Liberty City zu kommen nur um durch die Stadt zu wandern. Unzählige Mods machen das auch heute noch zu einem optischen Erlebnis. In meinen Augen ist The Witcher 3: Wild Hunt zudem das beste Spiel, das ich jemals gespielt habe. Nicht ganz unschuldig an der Einschätzung ist die fantastische Open World. Ich bin also keiner, der Open Worlds per se hasst und sie immer und überall schlecht findet. Doch derzeit muss ich gestehen ist das Label „Open World“ bei mir keinen Hype sondern Brechdurchfall auslöst.

Übersättigung

Dieser Punkt ist leicht zu verdeutlichen, denn fast jedes große Spiel hat heute eine Open World, falls es kein Sportspiel oder Multiplayer-Titel wie Fortnite ist. Da gibt es zum einen die Actiontitel mit Open Worlds. Noch relativ frisch ist hierbei Far Cry 5, was uns unterm Strich ganz gut gefallen hat, obwohl es ein gutes Beispiel für schlecht erzählte Stories ist (Link zum Test). Als weiterer Ubisoft Titel darf Assassins Creed: Origins natürlich nicht fehlen. Dann wäre da noch Just Cause, wo man gefühlt jedes Gebäude plätten kann und der Newcomer Horizon: Zero Dawn. Mit Fallout, The Elder Scrolls, Monster Hunter, Legend of Zelda: Breath of the Wild und Borderlands, werden auch Rollenspieler mit Open Worlds zugeschüttet.

Für mich aber am schwierigsten sind die Spiele, die ihr altes Spielprinzip ohne ersichtliche Gründe in eine Open World verfrachten. Das wohl schlimmste Beispiel hierfür ist das aktuelle Dynasty Warriors. Zwischen den netten Kämpfen mit Horden von Gegnern darf man endlos in einer hässlichen, leeren Welt umher irren. Eine Ankündigung die mir wirklich Sorge macht ist Metro: Exodus. Die ersten beiden Spiele profitierten sehr von der linearen Enge der Level, die der Atmosphäre des Spiels unheimlich half. Aber warten wir mal ab.

Ich liebe Geschichten

Mir kommen die Geschichten häufig zu kurz. Ich mag gute Geschichten. Nicht nur deshalb überlege ich derzeit tatsächlich ob ich mir nicht übergangsweise eine PS4 zulegen möchte um Detroid: Become Human spielen zu können.
Ich habe Skyrim nie gerne gespielt, weil mich die Story nicht mitgerissen hat, mir die Welt nicht ausreichend ans Herz gelegt hat und sie mir so relativ egal war. Durch diese Gleichgültigkeit fehlte mir auch der Erkundungsdrang, der das Spiel für so viele Menschen zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.

Natürlich gibt es da Gegenbeispiele. Neben dem oben genannten Witcher bietet auch die GTA-Serie immer tolle Geschichten. Wo wir schon bei Rockstar-Titeln sind kann ich auch Red Dead Redemtion nicht unerwähnt lassen, was ebenfalls eine tolle Geschichte hat.
Viel zu häufig fällt die Geschichte aber zu kurz oder einfach zu uninspiriert aus, da der Fokus komplett auf der Open World liegt.
Schauen wir uns nur einmal Mittelerde: Schatten des Krieges an. Die Story war so abgedreht und hirnrissig, dass ich das Spiel nicht einmal zu Ende gespielt habe um euch eine Review schreiben zu können. Ein weiteres herausragend mieses Beispiel ist für mich Mad Max von 2015. Die Story war lahm, die Open World groß. Obwohl ich das Szenario wirklich interessant fand endete auch Mad Max auf dem Berg von Spielen, die ich nie zu Ende gespielt habe.
Diese Liste kann ich gefühlt endlos fortführen.

Doch auch eine interessante Geschichte kann unter der Open World leiden.
Far Cry 5 ist dabei ein trauriges Beispiel. Die Hauptstory ist nicht schlecht, die Art wie sie erzählt wird ist aber mehr als fraglich.
So wurde ich beim Spielen in der Open World einfach ansatzlos aus dem aktuellen Gameplay gerissen und in die Story-Missionen geworfen. Dazu sind wir aus heiterem Himmel ganze sechs Mal festgenommen worden, nur um danach wieder ausbrechen zu können.

Arbeit
Ein weiterer Aspekt, der mich in fast jeder Open World stört ist die Art und Weise, wie viele Entwickler sie mit Quests füllen wollen. In den allermeisten Open World Spielen wird das durch immergleiche oder sehr ähnliche Aufgaben gelöst. Aufträge wie „Gehe dahin und töte x Gegner/Tiere und bringe mir y zurück“ sind schon fast zu einem Witz verkommen. Dennoch finden sich solche Quests auch in den neusten Spielen wieder. Aktuell spiele ich Far Cry 5 und bereits in den ersten Spielstunden bin ich über eine „Gehe hinter die Basis und töte 3 Bären“-Quest gestoßen. Solche Aufgaben sind nichts weiter als Arbeit. Eine Beschäftigungstherapie um den Anschein zu erwecken, dass der Spieler an jeder Ecke etwas Neues finden kann.
Far Cry ist dabei natürlich nicht das einzige sündige Spiel. Sogar das von mir hoch gelobte Witcher 3 hat Missionen die ähnlich aufgebaut sind. Beide Titel schaffen aber gleichzeitig eine wichtige Komponente, die diese Art von Missionen ein wenig erträglicher gestalten. Die Aufgaben sind zumindest halbwegs ordentlich in die Open World eingebunden.
So wütete in der kleinen Siedlung, wo ich die Fleißaufgabe erhalten habe, zunächst ein Bär, den ich erst töten musste. Kein Wunder also, dass die Bewohner auch den anderen Bären der Umgebung das Fell über die Ohren ziehen wollen.

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Trotz der geschickten Einbindung bleiben diese Missionen doch nur Lückenfüller.
Sie sind Arbeit und davon habe ich im echten Leben eigentlich genug. Zocken macht mir Spaß und genau das erwarte ich auch von einem Spiel: es soll mich unterhalten.
Noch deutlich schlimmer als die Missionen für Jäger und Sammler sind aber in meinen Augen ewige Grinds, die zu allem Überfluss auch noch gerne mit den Lückenfüller-Quests kombiniert werden. In Far Cry 3 bekommt man die größere Munitionstasche erst nachdem mehrere Alligatoren gehäutet wurden. Ebenfalls fies sind die bekannten Türme aus alter Assassins Creed Vergangenheit. Glücklicherweise hat der neuste Teil Assassinen-Reihe diese Sünde nicht mehr begangen.

Spielzeit

Ein großes Problem bei all diesen Spielen ist die Zeit, die es braucht um diese Spiele durchspielen zu können. In jeder Minute wo ich von Quest zu Quest renne könnte ich etwas in einem anderen Spiel erleben und als mittlerweile erwachsener Mann habe ich schlicht nicht mehr die Zeit all diesen Spielen gerecht zu werden. Wer alleine die Story der guten Open World Spiele in einem Jahr erleben will muss hunderte Stunden investieren, obwohl die gleichen Geschichten in einem linearen Spiel viel knackiger und intensiver erlebbar gewesen wären. Hinzu kommen aber da ja noch die unglaublich vielen Ablenkungen und Nebenquests, die es in fast jedem Open World Spiel gibt. Als Belohnung gibt es dann Zeug, Zeug mit dem ich bessere Ausrüstung erstelle und es dann in den Missionen leichter hab. Als netter Mensch kann ich in den Spielen ja auch nicht einfach an hilfebedürftigen NPCs vorbei rennen. Immerhin bin ich ja der große Held/die große Heldin. Wie Onkel Ben uns schon als Kindern eingebläut hat kommt mit großer Kraft auch große Verantwortung. Schon sitze ich an Aufgaben, die mich in einem Open World Spiel Stunden kosten, aber mich nicht in der Hauptgeschichte voran bringen.
Aint´t nobody got time for that.

Wer mir nicht glaubt, kann ja gerne mal in die Liste der Videospiele mit extrem langer Spielzeit der Kollegen von Giga schauen. Ihr ahnt es vielleicht schon, aber die Open World Titel dominieren die Liste. (Link)

Wirklich unverschämt wird es, wenn das Spiel mir Aufzwingt eine bestimmte Anzahl von Fleißaufgaben zu erledigen bevor ich wieder eine der besser inszenierten Story-Missionen spielen darf.

Bugs

Ich mag Spiele, die funktionieren. In Open World müssen wir uns als Spieler aber häufig genug nicht nur um Gegner kümmern, sondern auch um Bugs. Da fliegen Autos durch die Luft, Gegner stecken in Wänden, unsere Wegbegleiter finden den Weg nicht und und und.
Verwunderlich ist das bei der Größe der meisten Open Worlds nicht. Es ist schlicht unmöglich alle Ecken der Spielwelt mit allen Spielmchaniken auszutesten. Der Segen der unzähligen Möglichkeiten, die eine Open World bieten kann wird hier zum Fluch.
Entwickler, die eine kleinere Spielwelt oder gar ein lineares Spiel programmieren haben es hier einfacher. Die Bugs in manchen Spielen sind dabei so absurd, dass sie es zu einer gewissen Berühmtheit schaffen.


Fazit

Ich kann ja verstehen, dass Open Worlds mit ihren gefühlt unendlichen Möglichkeiten einen großen Reiz haben können. Ich selber zocke ja auch gerne Spiele wie GTA und The Witcher 3. Mittlerweile halte ich die Manie mit den Open Worlds aber für übertrieben. Leider sind viele Open Worlds zudem auch reichlich schlecht gemacht und mit nur wenig interessanten Nebenaufgaben gefüllt. Wo mich die Welt des Witcher in vielen Nebenaufgaben immer tiefer in seine Abgründe hineinreißt, könnte ich beim tausendsten „meine Suppe schmeckt nicht, bitte hol mir Kräuter“ die Wände hoch gehen.
Es ist gut und schön, dass es Spiele mit einer Open World gibt, doch ich wünsche mir wieder mehr Spiele, die mich an die Hand nehmen und mir eine tolle Achterbahnfahrt bereiten.

 

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