Apple hat das iPhone XR veröffentlicht. Doch ist das neue iPhone das zu vernachlässigende hässliche Entlein der Reihe, ein halbgarer Aufguss veralteter Hardware wie das iPhone 5C oder das iPhone XS für 300€ weniger?
Im letzten Jahr hat Apple das iPhone grundsätzlich neu aufgestellt. Das iPhone X brach mit vielen der typischen iPhone Designphilosophien. Am Auffälligsten war der Wegfall des Homebuttons. Dafür erstreckte sich das Display über die gesamte Front, mal abgesehen von der Notch, dem schwarzen Streifen am oberen Displayrand, der die Sensoren für die Gesichtserkennung, FaceID, beherbergt.
Zudem wechselte Apple die Displaytechnik auf OLED und auch das Aluminium, das Apple 10 Jahre für seine iPhones nutzte wurde durch Edelstahl ersetzt. Mit mehr als 1000€ war schwang sich das iPhone X aber auch preislich in neue Höhen. Mit dem iPhone XR versucht das Unternehmen das neue Design nun erschwinglicher zu machen. Doch wie stark sind die Abstriche?
Das Diplay: Nicht top, aber trotzdem gut
Das iPhone XR geht hier einen halben Schritt zurück. So setzt das XR nicht auf die OLED-Technologie, sondern auf die LCD-Technologie, die auch alle iPhones bis zum iPhone 8 genutzt haben. Auch bei der Auflösung und der damit einhergehenden Displayschärfe steht das iPhone XR hinter dem iPhone XS zurück.
Gerade die Auflösung sorgte im Netz für Aufregung. Viele kritisierten, dass das Display mit 6,1 Zoll in der Diagonale sehr groß sei, die Auflösung aber deutlich niedriger ist als beim 5,8 Zoll großen iPhone XS. Nach mehreren Tagen mit dem iPhone XR kann ich die Kritik nicht wirklich nachvollziehen. Das Display ist exakt so scharf wie das Display aller iPhones seit dem iPhone 4. Das bedeutet, dass die Pixel nur sichtbar sind, wenn man mit dem Auge sehr nahe ans Display heran geht. Im Alltag fällt das aber im Vergleich zum iPhone XS kaum auf. Die Farben sind nicht so kontrastreich wie auf dem iPhone XS, aber vergleichbar mit dem iPhone 8, die Schwarzwerte sind schlechter als beim iPhone XS aber vergleichbar mit denen des iPhone 8. Ich denke ihr erkennt das System. Unangenehm fällt aber auf, dass sich das Display deutlich pink färbt und merklich an Helligkeit verliert, wenn man nicht frontal auf das Handy guckt. Zudem sind die Ränder ein wenig dicker als bei den teureren Geschwistern, was aber nur im direkten Vergleich auffällt. Insgesamt muss ich aber sagen, dass das Display im iPhone XR deutlich besser ist, als ich gedacht hatte und einen großen Schritt im Vergleich zum iPhone 8 macht.
Kamera: Halb so viele Kameras, fast die gleichen Funktionen
Auf der Rückseite fehlt dem iPhone XR, im Vergleich zum iPhone XS auch die zweite Kamera, die den Zoom beinhaltet. Da ich den Zoom allerdings nur selten nutze, fällt die fehlende Linse kaum auf. Das liegt besonders daran, dass das iPhone XR trotzdem einen Portrait-Modus bietet. Dieser setzt, anders als beim iPhone XS voll auf Software und ist qualitativ nicht von dem des iPhone XS zu unterscheiden. Das mag auch daran liegen, dass die Kamera, mal abgesehen vom fehlenden zweiten Modul, exakt die Gleiche ist wie beim teureren iPhone XS. Was allerdings fehlt sind die „Stage lighting“ Optionen in der Kamera und der Portrait-Modus hat große Probleme Objekte und Tiere freistellen zu können. Gerade der Portrait-Modus ist bei einigen Nutzern aber sehr beliebt.
Insgesamt stehen die Fotos selbst, die das iPhone XR schießt denen des iPhone XS in nichts nach und schlägt so sogar die Kamera des iPhone X aus dem letzten Jahr.
Besonders bei schlechtem Licht fallen die Verbesserunngen stark auf.
Performance: Gleicher Speed bei längerer Laufzeit
Als Prozessor ist der A12 verbaut, der gleiche Prozessor der auch im iPhone XS steckt. Dieser wird von 3GB Arbeitsspeicher unterstützt. Das ebenso viel wie beim iPhone X aus dem letzten Jahr, aber 1GB weniger als beim iPhone XS.
Bei der Akkukapazität reiht sich das iPhone XR zwischen dem iPhone XS und dem iPhone XS Max ein. Dennoch trumpft das günstige iPhone bei der Akkulaufzeit auf. Die niedrigere Displayauflösung bedeutet eben auch, dass der Prozessor weniger zu tun hat und weniger Strom verbraucht. Wer das iPhone XR moderat nutzt, wird gut 2 Tage ohne einen Stromanschluss auskommen. Das schafft kein anderes iPhone.
https://share.newsroom.apple/newsroom/embed/videos/?embedvideoid=807517ee5cefbec51a8edb2086521b1f
Design: Minimale Abstriche und tolle Farben
Ähnlich wie das iPhone XS, hat auch das iPhone XR keinen Homebutton mehr und setzt voll auf FaceID. Ich bin im letzten Jahr zum großen Fan der Gesichtserkennung geworden. Sie funktioniert bei mir fehlerfreier als TouchID. Besonders cool ist FaceID, wenn es in Apps eingebaut wird. So scannt meine Banking-App einfach mein Gesicht anstatt mich nach meinem Passwort mit mehr als 8 Stellen mit Zahlen, Sonderzeichen etc. zu fragen. Das ermöglicht ein flüssigeres Arbeiten. Dennoch hätte es Apple wohl kaum geschadet TouchID zusätzlich auf der Rückseite oder unter dem Display zu verbauen.
Zusammen mit FaceID bringt das iPhone XR auch die Notch und das fast randlose Display. Die Ränder sind zwar minimal dicker als beim iPhone XS, doch das fällt im Alltag kaum auf. Das neue Display verzichtet zudem auf 3D-Touch, ist also nicht Drucksensitiv. Doch auch dürfte im Alltag nur den wenigsten Nutzern überhaupt auffallen. Eine Umfrage des Apfelfunk, der wohl beste deutschsprachige Apple-Podcast, hat ergeben, dass nur gut 20% der iPhone Nutzer das Wegfallen von 3D-Touch stark stören würde. Mir persönlich fehlte besonders die Funktion Links per 3D-Touch in einem kleinen Fenster öffnen zu können um mal einen kurzen Blick auf die Website zu werfen, ohne direkt ein Browserfenster zu öffnen.
Beim Material kehrt Apple zum Aluminium zurück. Das macht das iPhone ein wenig empfindlicher, falls ihr das iPhone mal fallen lassen solltet. Aluminium ist weicher als Stahl und handelt sich so schneller Dellen ein. Dafür kommt das iPhone XR sehr farbenfroh daher. Besonders das blaue und rote iPhone haben es mir angetan.
Fazit
Apple ist das iPhone XR gut gelungen. Dank der Farben und dem praktisch randlosen Display ist es weit davon entfernt nur das hässliche Entlein neben dem iPhone XS zu sein. Die Abstriche, die man im Alltag im Vergleich zum teureren Bruder merkt, drücken sich vor Allem beim Display aus. Das darf man aber nicht falsch verstehen. Das Display des iPhone XR ist nicht schlecht. Es ist eben nur nicht so herausragend gut wie beim iPhone XS.
Ob man das iPhone XR nun eher kaufen sollte als das iPhone XS hängt also davon ab, ob einem das bessere Display 300€ wert ist. Wer kein absoluter Displayfanatiker ist, der kann sich das Geld in meinen Augen sehr gut sparen. Dank des großen Akkus und des A12, der der stärkste Prozessor ist, den man überhaupt in einem Smartphone bekommen kann, ist das iPhone XR sehr gut aufgestellt und wird fraglos die nächsten 5 Jahre gut funktionieren. Einzig die Größe ist mit 6,1 Zoll sehr mächtig, auch wenn das iPhone XR deutlich kleiner ist als das iPhone 8 Plus mit nur 5,5 Zoll Displaygröße.
Wer sich davon nicht abschrecken lässt und nach einem iPhone sucht, der sollte sich die 300€ im Vergleich zum iPhone XS sparen. Das gesparte Geld macht sich sicher super auf dem eigenen Konto. Alernativ zahlt man derzeit rund 150€ für AirPods und die sind das beste Produkt, dass Apple in den letzten 5 Jahren vorgestellt hat. Wirklich.
Cooler Test! Keep it going.
LikeGefällt 1 Person