Disneys größter Star Wars-Fehler ist nicht in den Filmen.

 

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Disney hat in den letzten Jahren viel Kritik für den Umgang mit der Star Wars Marke bekommen. Doch keine Kritik ist so gerechtfertigt wie die Enttäuschung der Gaming-Fans über die PC-Spiele.

Die Star Wars Fangemeinde und Disney haben es noch nie leicht miteinander gehabt. Schon als George Lucas den Verkauf von LucasArts und der Star Wars Lizenz an den Unterhaltungsriesen bekannt gab, war die Aufregung groß. Die Stimmung verbesserte sich nicht unbedingt als Disney 2014 den, wahrscheinlich unvermeidbaren, Schritt ging und das gesamte Extended Universe, das aus unzähligen Büchern, Spielen, TV-Specials etc. existiert und auch von LucasArts lizensiert war, aus dem offiziellen Star Wars Universum schmiss. All diese Geschichten werden nun Legends genannt.
Einzig die Kinofilme und die TV-Serie „The Clone Wars“ blieben von dem radikalen Schnitt verschont.
Nach dem radikalen Schnitt war eigentlich zu erwarten, dass schnell neue Geschichten erzählt werden. Besonders Fans der Star Wars Bücher haben da auch gutes Futter bekommen. Man denke nur an das tolle Thrawn-Buch oder auch die Aftermath-Reihe, deren Deutscher Titel „Nachspiel“ ist. TV-Fans haben mit Rebels eine tolle Serie bekommen. Die Serie Resistance ist gerade erst gestartet und verspricht auch weiterhin neue Geschichten auf einem meist hohen Niveau für Fans bereit zu haben.

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Doch eine Gruppe der Star Wars Fans hat Disney richtig im Regen stehen gelassen, die Gamer. In den vergangenen Jahrzehnten gab eine Menge toller Star Wars Spiele mit fantastischen Geschichten. Man denke nur an die Jedi Knight-Serie um Kyle Katarn, Boss und seine Republic Commandos, Star Killer aus The Force Unleashed und natürlich Darth Revan in Knights Of The Old Republic.
Die Hoffnung war also groß, dass auch wir Spieler wieder tolle und neue Geschichten erleben dürften, doch weit gefehlt.

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Seit dem Reset im Jahr 2014 haben PC-Spieler ganze zwei Vollpreis-Spiele bekommen, die beiden Battlefront-Teile von DICE und EA. Der erste Teil war eine vereinfachte Version der Battlefield-Reihe der gleichen Entwickler im Star Wars Universum. Es war nett, aber spielerisch ein wenig belanglos. Besonders ärgerlich war zudem der Verzicht auf eine Kampagne mit einer eigenen Geschichte. Spieler fanden sich plötzlich in Jakku wieder und kämpften in einer Schlacht in der ein Sternenzerstörer in die Wüste krachte und hatten, ohne die Bücher gelesen zu haben, keine Ahnung was passierte.
Der zweite Teil sollte alles besser machen und bot auch eine Kampagne. Diese behandelte die Geschichte um Iden Versio und dem Inferno-Squad. Die Geschichte war nicht schlecht, konnte aber auch nicht wirklich aus dem Spiele-Durchschnitt herausstechen und bot wenig neue Perspektiven auf das Universum für Fans der Filme. Aufmerksamkeit erreichte das Spiel hauptsächlich durch die katastrophale Pay-To-Win Mechanik und die Lootboxen.

Das heiß erwartete Star Wars 1313, das in den bisher wenig bekannten unteren Ebenen des Stadt-Planeten Coruscant spielen sollte, killte Disney schon 2013. Es sollte ein Action-Adventure im Stil der grandiosen Uncharted-Reihe werden und die komplette Demo könnt ihr auch im Video oben angucken. Die ganze Leidensgeschichte dieses Hoffnungsträgers könnt ihr hier bei Kollegen nachlesen.

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Bei dem mittlerweile geschlossenen Studio, Visceral, entstand allerdings ein neuer Hoffnungsträger. Ein Action-Adventure dessen Fokus auf der Story lag. EA war allerdings der Meinung, dass die Spieler keine Action-Adventure mehr kaufen wollen. Fun Fact am Rande, laut VGCharts befinden sich vier Action-Adventure unter den TOP 15 meistverkauften Spielen des Jahres. Bei EA herrschte aber die Meinung, dass man Visceral schließen und das Projekt unter die Leitung des eigenen EA-Vancouver Team geben müsse. Das Projekt würde zudem eine „weiterfassende Erfahrung“ bieten. Laut Kotaku sollte man als zwielichtiger Charakter in einer Open World mehrere Planeten erkunden dürfen und sich mehreren Fraktionen anschließen können. Doch auch daraus wird wohl nichts. EA Vancouver hat die Arbeit an dem großen Star Wars Spiel eingestellt und konzentriert sich nun auf kleineren Titel.

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Damit haben wir noch ein einziges Star Wars Spiel in der Entwicklung,  Jedi: Fallen Order. Das Spiel wird von den Titanfall-Machern bei Respawn Entertainment erschaffen. Das sollte uns Fans eigentlich hoffnungsvoll stimmen. Immerhin hatte Titanfall 2 eine der wohl besten Shooterkampagnen der letzten 5 Jahre. Doch leider wissen wir absolut gar nichts über das Spiel, dass noch in diesem Jahr erscheinen soll. Klar ist nur, dass wir einen Padawan zwischen Episode III und Episode IV spielen und wir werden ein Lichtschwert halten, es Motion Capture gibt und dass das Spiel seit mindestens 2016 in der Entwicklung ist. Sogar die Plattform ist bisher unbekannt, was schon ein wenig komisch ist. Es ist also vollkommen unklar, ob wir ein episches Einzelspieler-Erlebnis für den PC und die Konsolen bekommen, ein VR-Spiel erwarten sollten oder es doch nur ein Mobile-Titel ist.

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Rücken wird das alles mal in Perspektive. Der Gaming-Markt ist mittlerweile größer als Hollywood und mit Red Dead Redemption 2 hat Rockstar so schnell eine Milliarde Dollar umgesetzt wie es noch niemand zuvor mit einem Unterhaltungsmedium geschafft hat. Wohlgemerkt bevor der Online-Teil verfügbar war und die PC-Version überhaupt angekündigt ist.
Seit 2014 haben wir bisher vier Star Wars Filme bekommen und es sind mindestens nochmals sieben Star Wars Filme angekündigt.
PC-Spieler haben in dem gesamten Zeitraum ganze zwei Spiele bekommen und haben noch einen einzigen Titel, auf den sie sich freuen können. Vor zehn Jahren haben wir in einem gleichen Zeitraum gleich eine Handvoll Blockbusterspiele gehabt, obwohl es keinen einzigen Film gab. Von den alten Pandemic Battlefront-Teilen, über Knights of the Old Republic II, Empire at War, Republic Commando und The Force Unleashed.

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Also was zur Hölle läuft denn schief bei Disney?
Naja, grundsätzlich hat Disney nur einen Fehler gemacht, dafür aber einen Großen. Das Unterhaltungsimperium hat dem Spiele-Publisher Electronic Arts 2013 für zehn Jahre, also bis 2023, die exklusiven Rechte an allen Star Wars Spielen erteilt.
Ich will hier jetzt eigentlich nicht in die „EA ist böse“-Masche reinhauen. Dennoch war es eine schlechte Idee dem Publisher die Rechte einzuräumen. EA macht einen großen Teil seiner Umsätze mit Sportspielen wie FIFA, dem Multiplayer-Shooter Battlefield und Handyspielen. Doch auch andere Publisher hätte nicht die Kapazität und Expertise alle Star Wars Facetten alleine abzubilden. Hoffen wir also, dass EA uns in diesem Jahr mit Star Wars Spielen überhäuft, auch wenn die Hoffnung relativ gering sind. BioWare, die ebenfalls zu EA gehören, veröffentlichen in diesem Jahr Anthem und haben mit Dragon Age 4 schon ein Nachfolgeprojekt. DICE bringt maximal Battlefront III und so viele Studios bleiben unter EA-Flagge dann nicht mehr übrig.
EA hat eine der größten Lizenzen, die man aus der Filmindustrie bekommen kann und hat es in einem halben Jahrzehnt gerade einmal geschafft ein paar Multiplayer-Maps und eine Kampagne in einer bereits bestehenden Engine von den Machern der Engine zu entwickeln.
Es ist schon erschreckend wie bei EA mit der Star Wars Lizenz umgegangen wird.
Um das mal mit aller Härte zu sagen. EA bekommt es nicht hin im Herbst 2020 einen Titel mit der Star Wars Lizenz auf den Markt zu bringen und killt deshalb das Open-World Spiel. Das fällt denen jetzt auf. Es ist ein klares Zeichen, dass EA eher in Veröffentlichungszeiträumen anstatt Spielqualität als ausschlaggebende Metrik denkt. Das Drama damit hat schon Titanfall 2 und Mass Effect: Andromeda erlitten. Titanfall wurde brutal zwischen Battlefield und Call of Duty gesetzt um Activision Marktanteile zu klauen und Andromeda brauchte eigentlich noch Zeit, musste aber veröffentlicht werden. Gleichzeitig zeigt sich auch wie wenig Erfahrung EA beim Veröffentlichen von Open World Spielen hat. Fast alle Spiele dieser Art verzögern sich und brauchen ein wenig mehr Zeit.
Wie unflexibel und miserable EA mit der Lizenz umgeht zeigt sich auch darin, dass sie nun ein Spiel einstellen, an dem jahrelang entwickelt wurde um nun innerhalb von 18 Monaten etwas Neues zu basteln. Sehr viel Hoffnung auf ein wirklich gutes Spiel will sich bei mir nicht einstellen. EA hätte auch einfach ein neues oder externes Studio das neue Projekt entwickeln lassen können, dafür hätten sie aber mehr in Star Wars Spiele investieren müssen.

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Ehrlich gesagt, hätten sie schon zu Beginn des Vertrages ein Studio gründen müssen, dass eng mit Disney und der Story-Group zusammen arbeitet. EA hat nicht verstanden, dass Star Wars von den Geschichten und der fantastischen Galaxie lebt und nicht von Explosionen, Blastern und Lootboxen.
Hier muss man auch Disney einen klaren Vorwurf machen. Disney hatte einfach keinen Plan wohin sie das Star Wars Universum führen wollen. Das merkt man, meiner Meinung nach, nicht nur in den Filmen, sondern auch daran, dass sie EA keine klaren Vorgaben gemacht haben.
Disney sollte den Vertrag auflösen und sich dringend eine neue Strategie im Umgang mit den Spielen suchen. Das wird uns Fans zwar innerhalb der nächsten Jahre nicht sonderlich helfen, doch vielleicht können wir dann ab 2021/2022 auf Spiele hoffen, die mehr Geschichten erzählen, uns tiefere Einblicke ins Universum bieten und es uns eventuell auch erkunden lassen.

Zu EA und deren Star Wars Strategie kann ich nur eines sagen:
I have a bad feeling about this.

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