Auf die Straße! – Warum wir gegen Artikel 13 sind.

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Es ist Zeit zu demonstrieren. Es geht um das Netz, unter Anderem auch unsere Seite und morgen, am 23.03. ist die letzte Chance die Artikel 11-13 der Urheberrechtsverordnung der EU zu stoppen. Auf savetheinternet.info seht ihr alle Demos aufgelistet.
Warum das wichtig ist, findet ihr hier.

Wir waren in den letzten Wochen sehr still, was im Besonderen an unseren Privatleben liegt. Doch ein Thema ist so wichtig, dass wir darüber schreiben müssen.
Natürlich geht es um die Artikel 11-13 der vorgelegten Urheberrechtsverordnung der EU, die am kommenden Dienstag verabschiedet werden soll.
Am Samstag finden europaweit Demonstrationen gegen die Verordnung statt.
Was gerade falsch läuft listen wir euch Artikel für Artikel auf und wir halten uns so kurz wie möglich. Fangen wir mit der Zerlegung des Irrsinns an.

Artikel 11 – Das Leistungsschutzrecht
Die politisch Interessierten unter euch mögen jetzt verwirrt vom Rechner aufblicken und sich fragen, ob sie das nicht schon mal gehört haben. Ja, habt ihr. In Deutschland gibt es schon seit 2013 ein Leistungsschutzrecht, das auch gerne „Linksteuer“ genannt wird.
Die Idee hinter dem Leistungsschutzrecht ist schön. Suchmaschinen, wie Google, dürfen nicht mehr Textauszüge aus Artikeln von Dritten verwenden, wenn sie nicht dafür bezahlen. Die Verlage sollten also Geld für jeden Artikel bekommen, den Google in der Suche listet. Gerade die Zeitungsverlage hatten damals massive Lobby für das Gesetz gemacht.
Doch anders als die Verlage erwartet haben, bezahlt Google keinen Cent. Google hat die Verlage einfach nicht mehr gelistet und dafür für massive Einbußen bei deren Leserschaft gesorgt. Der US-Megakonzern hat den Verlagen also einfach einen Vertrag unterbreitet, indem Sie die Links nutzen können, ohne zu zahlen. Die Leidtragenden sind kleinere Suchmaschinen, die nicht die Macht von Google haben und nun entweder eine schlechtere Suchmaschine als Google anbieten, oder eben für die Nutzung der Suchergebnisse zahlen müssen.
Unklar ist ebenfalls was mit Links passiert, die jeder auf den Sozial-Media Plattformen postet. Einen Link zum Spiegel-Artikel auf Facebook zum Tod eines Promis kann in Zukunft Geld kosten.

Artikel 12 – Ein Schlag gegen Urheber
Große, vollprofessionelle Urheber, ob Musiker, Journalisten oder Fotographen sind in Verwertungsgesellschaften organisiert. Am Bekanntesten ist die GEMA in der Musik-Verwertung. Seit einem Grundsatzurteil werden nur noch die Künstler und nicht mehr deren Verlage oder Labels mit den Verwertungseinnahmen vergütet.
Das ändert nun Artikel 12 wieder, was das Geld nun in die großen Unternehmen leitet, anstatt in die Taschen der Künstler.

Artikel 13 – Der richtig krasse Fuckup
Artikel 13 ist der wohl berühmteste Artikel aus der neuen Urheberrechtsverordnung und auch richtig passend katastrophal.
Die Grundidee ist dabei relativ simpel. Auf Plattformen, auf denen Nutzer Deten hochladen können, sind in Zukunft nicht mehr die Nutzer für die veröffentlichten Inhalte verantwortlich, sondern die Plattform selbst.
Plattformen sollen gezwungen sein mit den Urhebern und Rechteverwertern Lizenzen auszuhandeln. Ohne Lizenzen müssen die Inhalte geblockt werden. Zitate, Kritiken und Parodien sollen dabei ausgenommen sein.
Das klingt in der Theorie und an der Oberfläche nicht schlecht. Ist es aber und zwar extrem schlecht.

Fangen wir vorne an.
Unternehmen, die mehr als 10€ Mio. Umsatz machen, monatlich mehr als 5 Millionen Nutzer pro Monat haben oder älter als drei Jahre sind also, laut Artikel 13 für die Veröffentlichung der Inhalte, die die Nutzer hochgeladen haben, verantwortlich.
Eine Plattform muss also Lizenzen mit den Urhebern und den Rechteinhabern abschließen. Erst nach dem Erlangen der Lizenz darf die Plattform die geschützten Inhalte auf der eigenen Plattform veröffentlichen. Diese muss die Inhalte also mit den Lizenzen abgleichen.
Hier fangen die Probleme an.
Das System funktioniert nämlich nur so lange, wie wir von großen Medienunternehmen und großen Plattformen reden. Allerdings ist nicht nur Profis Urheber, sondern wir alle.
Praktisch jeder Artikel auf einem Blog, ja auch dieser Artikel hier ist vom Urheberrecht geschützt. Schaut man auf Instagram, lassen sich eine ganzer Haufen an urheberrechtlich geschützten Bildern von Jedermann sehen und auf Soundcloud findet man unzählige Kompositionen und Songs, die von Amateuren und nicht von GEMA-Organisierten Künstlern erdacht wurden. Wir sind also fast alle irgendwie Urheber und das ist ein Problem für die Plattformen, wenn Artikel 13 verabschiedet wird.
So kann eine Plattform ja schlecht eine Lizenz mit allen Menschen abschließen.
Hier ein kleines Beispiel.
Mein Vater, der nicht auf Facebook aktiv ist, macht ein Foto mit seinem Handy und schickt es mir. Ich finde es toll und lade das Bild, ohne seine Zustimmung auf Facebook hoch. Das ist, nach Artikel 13 eine Urheberverletzung von Facebook an meinem Vater. Wie Facebook aber wissen soll, dass das Bild von meinem Vater geschossen wurde und wie Facebook mit meinem Vater einen Lizenzvertrag schließen, wenn das Unternehmen von seiner Existenz nichts weiß? All das bleibt in Artikel 13 offen.
Für die Plattform bedeutet das, dass sie nicht mehr auf die eigene Plattform lassen können, was nicht explizit von ihnen lizensiert wurde.

Laut dem Text der Richtlinie sind Zitate, Kritiken und Parodien nicht von Artikel 13 betroffen. Hier sollen technische Maßnahmen eingesetzt werden um diese Ausnahmen zu erkennen und zu filtern. Das ist, laut Forschern, unter Anderem auch meiner Forschung im Bereich meiner Masterarbeit, absolut unmöglich mit allen Techniken, die in den nächsten 10-15 Jahren für uns wirtschaftlich erreichbar sind. Die Aussage von Herrn Voss, dass er kein Informatiker sei, spiegelt sich hier deutlich wieder.
Im Zweifel wird also einfach der Upload geblockt.

Artikel 13 limitiert all unsere Plattformen, von Facebook, Youtube und Instagram bis herunter zu unserem kleinen Blog auf Inhalte, die wir selbst erstellt haben, oder lizensiert haben. Da wir uns keine komplizierten Uploadfilter leisten können, werden wir wohl unsere Kommentarsektion schließen müssen.

ES IST NOCH NICHT ZU SPÄT
Morgen habt ihr die letzte Chance gegen Artikel 13 auf die Straße zu gehen.
Europaweit gehen morgen in fast 100 Städten Menschen auf die Straße um gegen diesen Wahnsinn zu demonstrieren.
Nicht nur wir, sondern auch Freunde von uns, die ihr vielleicht von unseren Gamescom-Streams kennt, wie ChrissKiss, Youlius-Award Gewinner Florian Deimer oder Ben von den Jungsfragen werden morgen zusammen mit unzähligen Youtubern und anderen Interessierten in Köln demonstrieren. Wir treffen uns alle um 14:00 Uhr am Neumarkt.
Wo bei euch in der nähe eine Demo stattfindet könnt ihr gerne auf savetheinternet.info/demos herausfinden.
Es ist die letzte Chance! Am Dienstag findet die endgültige Abstimmung im EU-Parlament statt. Also seid laut, bleibt friedlich aber macht den Parlamentariern klar, dass ihr sie bei dem Vorhaben nicht unterstützt.

Photo by Heather Mount on Unsplash

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