Das iPhone 5S in allen Farben, die möglich sind.
Quelle: Apple
Gestern Abend zeigte Apple das neue iPhone 5S, dass ab dem 20. September verfügbar sein wird. Doch wie immer in den „S-Jahren“ gab es kein neues Design, doch Apple zeigte sich deutlich innovativer als bei der Vorstellung des iPhone 4S vor zwei Jahren.
Wir geben euch eine Einschätzung des neuen iPhones.
Das Event war kurz und die wirklichen Neuigkeiten sind es auch. So, oder so ähnlich waren viele Reaktionen meiner Technik-Kollegen. Für Apple ist es ein S-Jahr. Traditionell ändert sich in diesen Generationen nichts Sichtbares. Besonders das iPhone 4S wurde kritisiert, da es nur einen neuen Prozessor eine neue Kamera und Siri als Neuerungen brachte. Das iPhone 5S bietet auch einen neuen Prozessor, eine bessere Kamera und ein neues Feature mit dem Fingerabdruck-Leser, den Apple Touch ID nennt. Doch anders als beim 4S sind diese Veränderungen deutlich stärker und werden sich stärker im Alltag der Nutzer auswirken.
Eine Revolution für mobile Prozessoren.
Fangen wir mit dem Prozessor an. Der neue A7 Chip, der das iPhone 5S antreibt, leitet eine Revolution für mobile Prozessoren ein. Der A7 versteht Befehle mit einer länge von 64-Bit und ist damit von Haus aus schon fast doppelt so schnell wie der A6, der nur 32-Bit Befehle versteht. Gleichzeitig steht dem Prozessor mit dem M7 ein neuer Begleiter zur Seite. Der M7 übernimmt die Berechnungen der Bewegungssensoren Apple ist, laut eigenen Angaben die erste Firma, die einen solchen Prozessor in einem mobilen System verbaut und andere Hersteller haben zur Zeit noch ein Problem, weshalb sie zumindest kurzfristig nicht nachfolgen können. Für das volle Ausnutzen der 64-Bit Architektur muss die Software angepasst werden und weder Android, noch Windows Phone 8 ist hierfür ausgelegt.
Die Pixel werden größer, nicht mehr.
Ein weiteres Set an Neuerungen hat die Kamera des iPhones verpasst bekommen. Die Auflösung ist mit 8 Megapixel zwar gleich geblieben, aber der Sensor ist um 15% vergrößert worden. Das ist die gleiche Methode, die HTC und Nokia nutzen um bessere Bilder in dunklen Umgebungen schießen zu können. Doch auch an der Software hat Apple gearbeitet. Zum Beispiel schießt die Kamera nun immer mehrere Bilder hintereinander und das iPhone zeigt und speichert aber nur die beste Version der geschossenen Bilder. Auch im Video-Bereich hat sich was getan. Der neue Sensor kann nun 120 Bilder pro Sekunde aufnehmen. Durch die Masse an Bildern lässt sich ein sehr cooler Zeitlupeneffekt erstellen. Diese Zeitlupen haben allerdings nur die HD-Ready Auflösung von 720p.
Die NSA so gut wie eben möglich ausgesperrt.
Die große Neuerung des Abends war aber das neue Fingerabdruck-Lesegerät, das Apple in den Homebutton integriert hat und Touch ID nennt. Anders als die Lesegeräte, die man von Laptops kennt muss man seinen Finger nicht über eine besondere Oberfläche wischen. Der Homebutton ließt den Fingerabdruck auch ohne das Wischen des Fingers. Dies erreicht Apple durch die Nutzung eines Systems, dass im Grunde wie ein extrem hoch auflösendes Touchdisplay funktioniert. Dadurch muss man zum Glück auch nicht darauf achten wie man den Finger gerade hält. Touch ID soll den Finger in jeder Orientierung erkennen. Praktisch wird der Sensor beim entsperren des Handys. Kein Code nervt mehr und wenn das Gerät einmal geklaut wurde kommt auch keiner an die Daten. Doch auch der iTunes Store und der AppStore werden Käufe in Zukunft per Fingerabdruck autorisieren.
Absolut essentiell ist aber die Frage nach der Sicherheit. Da der Fingerabdruck ein einmaliges Merkmal von uns ist sollten die Dateien besser nicht durch Netz fliegen, wo sie Hacker und die NSA quasi aus der Luft schnappen können. Apple hat zum Glück auch daran gedacht und verhindert somit ein iPhone 5 NSA-Edition.
Die Daten von Touch ID liegen nur auf einem speziellen Bereich des Speichers im iPhone. Alle Daten werden zudem verschlüsselt. Keine einzige App darf auf die Daten von Touch ID zugreifen. Nur Touch ID soll den Fingerabdruck kennen und auswerten um dann die Autorisierung für Käufe geben zu können. Sogar Apple selbst wird anscheinend nicht ohne weiteres an die Daten heran kommen können, da sogar ein iCloud Back-Up der Daten nicht vorgesehen ist.
Die absolute Abschottung gegenüber dem Internet ist eine sehr weise Entscheidung von Apple. Doch eines sollte klar sein. Absolute Sicherheit wird es nicht geben und kann es nicht geben. Doch Apple hat anscheinend schnell auf den Aufruhr der Datenskandale reagiert und wird mit einem solchen Feature wahrscheinlich viele Kunden gewinnen können.
Ein komplettes Office-Paket und die iLife-Apps werden kostenlos dazugegeben.
Nichts zu berichten gibt es von einem neuen Display oder einem anderen wirklich herausstechenden neuen Feature. Apples Flaggschiff ist definitiv wieder auf einer Augenhöhe mit der Android-Konkurrenz, doch wer große Hände hat und gern ein größeres Handy hätte ist genauso von Apple allein gelassen, wie diejenigen, die nicht 600€ in ein Handy investieren wollen. Zumal das 5S mit saftigen 700€ in der 16 GB Variante zu Buche schlägt.
Neu und angenehm sind allerdings die Software-Zugaben, die das iPhone 5S erhält. Die Apple-Apps Pages, Numbers und Keynote, die im Endeffekt Apples Version von Word Excel und Powerpoint sind ebenso kostenlos dabei, die iPhoto, iMovie und Garage Band. Diese Apps sind eine willkommene Ergänzung, werden aber bei einer Kaufentscheidung maximal ein Zünglein an der Waage sein. In die gleiche Kategorie schlägt auch die neue goldene Farbe des iPhone 5S. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass jemand sich für ein iPhone entscheidet, weil es golden ist. Zugegeben ich bin ein Mann und verstehe vielleicht nicht wie wichtig es ist ein goldenes Handy zu haben, da Gold viel besser zu anderen Farben passt als schwarz oder weiß.
Das beste iPhone aller Zeiten, aber nur eines der besten Handys auf dem Markt.
Das iPhone 5S ist somit die erwartete Weiterentwicklung des iPhone 5. Touch ID wird, meiner Meinung nach, Grund genug sein um iPhone 4 und 4S Besitzer zum Kauf des 5S zu bewegen. Gerade wenn ich an meinen lieben Vater denke, der alle zwei Wochen sein iTunes-Passwort zurücksetzen muss, da er das alte, mangels Nutzung, vergessen hat, ist der Fingerabdruck-Leser ein Killer-Feature. Die neue Kamera muss natürlich erst einmal getestet werden, doch selbst die Kamera im iPhone 5 ist noch absolut konkurrenzfähig. Der neue Prozessor wird noch einige Zeit brauchen um seine volle Rechenkraft auszuleben, da die Entwickler jetzt auf die neue 64-Bit Architektur umstellen müssen. Für Apple ist der Prozessor aber wohl die strategisch wichtigste Vorstellung des Abends gewesen. Gerade Google wird mit Android Jahre brauchen um die Software, Hardware und die entsprechenden Apps massenhaft bereit zu stellen. Für Besitzer des iPhone 5 ist das Upgrade grundsätzlich nicht zu empfehlen, solange man auf Touch ID verzichten kann. Für alle anderen Interessierten wird das iPhone 5S wieder eine gute Option im Pool der High-End Smartphones sein. Menschen, die aber ein großes Display haben wollen werden mit dem iPhone 5S wohl nicht glücklich. Wer allerdings weniger für große Smartphones übrig hat, der wird im High-End Bereich eh keine Alternative finden.
Hier findet ihr übrigens noch den Link zur Videoaufzeichnung des ganzen Events. Um das Video sehen zu können müsst ihr allerdings Quicktime nutzen.
Das komplette Apple-Event!