
Motorolas Moto G ist die Überraschung des Jahres.
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Motorola ist zurück. Nach dem Google den amerikanischen Handyhersteller geschluckt hat, schlägt Motorola nun eine merklich andere Richtung als bisher ein. Wir haben das zweite Gerät aus der neuen Geräte-Generation getestet. Das Moto G setzt Maßstäbe und ist ein lebender Beweis dafür, dass gute Smartphones nicht mehr teuer sein müssen.
Google verfolgt ganz klar eine Agenda, wenn es um Smartphones geht. Seit Jahren zeigen die Nexus-Geräte, dass ein High-End Smartphone keine 600€ mehr kosten müssen. Auch der neuste Spross der Nexus-Geräte halt sich an dieses Dogma und hat in unserem Test aber nicht nur durch den vergleichsweise geringen Preis geglänzt, wie ihr hier lesen könnt. Nach der Übernahme durch Google lieferte Motorola im Sommer mit dem Moto X das erste Gerät aus, das im Verbund mit dem Suchmaschinen-Riesen entstand. Das Moto X setzte sich dabei deutlich von den bisherigen Motorola-Smartphones ab. Während das Moto X eher auf ein höherpreisiges Segment abzielte, hat das Moto G den Auftrag das Preissegment unter 200€ durchzumischen. Wir wollen herausfinden, ob es das auch schafft.

Mit 11,6mm Dicke ist das Moto G nicht gerade schlank, aber auch nicht unangenehm dick.
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Das Design ist unspektakulär, aber gut.
Wie eigentlich alles an diesem Smartphone.
Optisch gefällt das Moto G. Ähnlich wie das Nexus 5 ist das Moto G eher unauffällig. Es ist ein typischer, schwarzer Block, ohne besondere Designelemente. Das nüchterne Plastikgehäuse fühlt sich gut an und ein Knarzen konnten wir nicht feststellen. Das Plastik ist zudem deutlich hochwertiger als dünnes, schwitziges Polymer, dass Samsung so gerne verbaut. Unspektakulär ist auch die Dicke des Geräts. Das Moto G ist mit seinen 11,6 mm eher einer der dickeren Vertreter auf dem Markt. Kein Vergleich zu den aktuellen Top-Handys, wie dem iPhone 5S mit seinen 7,6 mm Dicke. Motorola weiß die Dicke allerdings gut zu kaschieren. Durch den abgerundeten Rücken, der sich an den Seiten bis auf eine Dicke von 6mm verjüngt, liegt das Moto G gut in der Hand. Das Gewicht geht mit 143g ebenfalls absolut in Ordnung. Das Moto G ist nicht schwer, aber auch nicht besonders leicht. Stattdessen liegt es gleichauf mit Samsungs Galaxy S4, das ja nicht unbedingt für sein hohes Gewicht bekannt ist.
Als Display hat Motorola ein 4,5 Zoll großes LCD-Panel verbaut. Anders als die Konkurrenten, wie das Samsung Galaxy Ace 3 oder das Nokia Lumia 620 löst das Display aber mit 720p, also der kleinen HD-Auflösung auf. Die Displayschärfe liegt mit 326 ppi im Bereich des iPhones. Damit ist das Display zwar nicht so scharf wie die Top-Geräte, warum das aber eher etwas Gutes ist, haben wir hier mal für euch erklärt. Das verbaute Display ist zudem hochwertig. Die Blickwinkelstabilität ist hoch, sodass man auch alles auf dem Display erkennen kann, wenn man nicht gerade darauf guckt und auch die Farbwiedergabe ist akkurat. Zwar wirken die Farben manchmal ein wenig ausgewaschen, dafür strahlt das LCD-Panel sehr hell. Kein Vergleich zu den AMLOED-Geräten wie dem Galaxy S4 oder dem Galaxy Note 3, die traditionell deutlich dunkler sind. So kann man auch bei direktem Sonnenlicht noch alles auf dem Display erkennen.Motorola verbaut als Prozessor einen Snapdragon 400. Dieser ist zwar auch ein Quadcore, kann aber rein leistungstechnisch nicht mit dem Snapdragon 600 aus dem HTC One oder Samsung Galaxy S4, oder gar dem Snapdragon 800 aus dem Nexus 5 oder dem LG G2 mithalten. Mit einem GB an Arbeitsspeicher hinkt es ebenfalls den Top-Geräten hinterher. Trotzdem ruckelt auf dem Moto G nichts.
Das Update auf die neuste Android-Version steht schon bereit. Andere Hersteller hängen da noch hinterher.
Das verdankt das Gerät vor allem der Software. Wie schon beim Moto X liefert Motorola das Moto G mit reinem Android aus. Die Amerikaner haben keine neue Oberfläche auf Googles Betriebssystem aufgesetzt. Dadurch kommt Android mit deutlich weniger Ressourcen aus, als die veränderten Versionen von Samsung, HTC oder Sony. Ein zusätzlicher Vorteil ist die Updatefähigkeit. Das Update auf die aktuelle Android-Version 4.4 KitKat steht schon bereit und kann das kleine Kraftpaket nochmals performanter machen.
Wie auch schon beim Moto X und dem neusten Google-Handy ist auch im Moto G die Kamera eine Schwachstelle. Der Sensor löst mit 5 Megapixel auf und liegt damit zwar im angemessenen Bereich, doch wir hatten starke Probleme den Fokus richtig zu setzen. Wir hatten von Kurzem bereits ein ähnliche Erfahrung beim Test des Nexus 5. Google machte die neue Android-Version 4.4 dafür verantwortlich und versprach einen Patch. Die Bilder, die korrekt fokussiert sind, können aber auch nicht gänzlich überzeugen. Die Farben wirken gedämpft und richtig scharf sind die Bilder nicht. Die Resultate sind nicht ungewöhnlich für die Preisklasse, dämpft die Euphorie gegenüber dem Moto G allerdings schon. Wer tolle Bilder schießen will muss zu teureren Handy greifen. Auch nach dem Update auf Android 4.4 wird die Kamera nicht deutlich besser. Für einen Schnappschuss reicht die Kamera allerdings.

Die 5-Megapixel Kamera ist absoluter durchschnitt. Wie alles an diesem Gerät ist sie weder fantastisch, noch unbrauchbar.
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Die Akkuleistung ist beeindruckend.
Das Moto G gehört zu den wenigen Smartphones, die bei normaler Nutzung auch zwei Tage halten.
Bei den drahtlosen Verbindungen ist die Palette fast perfekt, aber eben nur fast. So fehlt dem WLAN-Modul der aktuelle WLAN-ac Standard, der größere Reichweiten und schnellere Verbindungen bereitstellt. Bei einem günstigen Gerät wie dem Moto G ist das aber durchaus verzeihlich. Leider fehlt Motorolas neustem Sprössling auch die Möglichkeit sich ins LTE-Netz einzuwählen. Auch dies dürfte für die allermeisten Nutzer eher unwichtig sein. Schön zu sehen ist aber, dass mit Bluetooth 4.0 das Moto G hier die aktuelle Version nutzt, die besonders stromsparend ist. NFC fehlt allerdings. Gerade mit Blick auf das Google Wallet und die damit einhergehenden Zahlungsmöglichkeiten hat uns dieser Schritt überrascht. Dennoch ist das mobile Bezahlen für die meisten Menschen kein wichtiges Kriterium beim Kauf eines Handys.
Wirklich überzeugend war die Akkuleistung. Wer achtsam mit dem Gerät umgeht, sollte bis zu zwei Tage mit einer Ladung auskommen. Vielnutzer schaffen in jedem Fall einen Tag aus dem Akku zu kitzeln, ohne abends panisch an die nächste Steckdose rennen zu müssen. Schön zu sehen, dass Motorola hier nicht gespart hat. Auf diesem Gebiet haben sich die Amerikaner nämlich mittlerweile durch die RAZR Maxx Geräte eine gewisse Reputation aufgebaut.
Wer Kaufentscheidungen mit dem Kopf trifft kommt am Moto G nicht vorbei.
Das Moto G hat das Zeug zum Golf der Smartphones zu werden. Nur zum Preis eines Dacias.
Insgesamt hat Motorola also ein durchwegs gutes, wenn auch nicht perfektes Handy gebaut. Es ist grundsolide ohne zu glänzen, aber eben auch ohne grobe Schnitzer. Das Beste am Moto G ist aber der Preis. Mit 169€ für die 8GB- und 199€ für die 16GB-Version schlagen die Amerikaner einen unfassbar günstigen Preis an. Vergleichbare Geräte, wie das Galaxy S4 mini oder das HTC One mini, sind in keinem Fall besser, aber mitunter fast doppelt so teuer. Geräte der gleichen Preisklasse hingegen können bei weitem nicht mit dem Moto G mithalten. Da man allerdings keine SD-Karte in das Smarphone stecken kann, um den Speicher zu erweitern, sollten Käufer aber unbedingt die nur marginal teurere Version mit 16GB kaufen.
Es ist nirgends absolut neu, oder spitze. Zudem wird man mit dem Moto G wohl auch niemanden im Freundeskreis beeindrucken können. Die Chancen stehen gut, dass andere Handys in allen Bereichen besser sind. Darum geht es aber Motorola auch gar nicht. Die Amerikaner haben hier dennoch eine Revolution eingeläutet. Preislich kann zurzeit niemand dem Moto G das Wasser reichen. Selbst die günstigen und trotzdem guten Lumia-Geräte müssen sich dem Moto G geschlagen geben. Wer ein günstiges aber gutes Gerät sucht wird selbst im Bereich bis 300€ kein besseres Smartphone finden. Die Kombination aus einem ordentlichen Prozessor, genügend RAM und einer reinen Android-Version, die vor Allem leicht updatefähig ist, sorgt für einen guten Ausblick in die Zukunft. Einzig fotoaffine Nutzer sollten um das Moto G einen Bogen machen. Diesen Personen würde ich dann Nokias Lumia 1020 empfehlen, dass noch immer eine der besten Kameras überhaupt besitzt.
Das gefällt uns:
– Ein unfassbar günstiger Preis
– Reines Android, das auch in Zukunft leichter Updates bekommt
– Überraschend lange Akkulaufzeit trotz guter Performance
– Sehr gutes und scharfes Display
– Gute Materialien und Verarbeitung
– Android 4.4 KitKat steht schon als Update bereit
Das gefällt uns nicht:
– Kein SD-Kartenslot um den Speicher zu erweitern.
– Eher durchschnittliche Kamera, die deutlich hinter den aktuellen Top-Modellen bleibt.
– Kein NFC.
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