Es ist CeBIT und Samsung versucht mittlerweile schon seit Jahren in der Business-Welt Fuß zu fassen. Gleichzeitig steht das die neuste Version der extrem erfolgreichen Galaxy S-Serie in den Startlöchern. Lest hier unsere ersten Eindrücke vom neuen Galaxy und warum wir es nicht am Samsung-Stand testen konnten.
Ein neues Galaxy S ist immer ein Event. Die wohl erfolgreichste Smartphone-Familie nach dem iPhone ist seit Jahren der Shooting-Star der Android-Welt. Doch nach dem fantastischen Galaxy S2 und dem ebenfalls sehr guten S3 bekam der Hype im letzten Jahr einen ersten Dämpfer. Das S4 erfüllte die hochgesteckten Erwartungen nicht. Warum könnt ihr hier lesen.
Nun kommt also das Galaxy S5.
Der erste Eindruck ist dabei aber eher verhalten. Ein wirklicher Unterschied ist im ersten Moment nicht auszumachen. Das S5 wirkt länger, ein wenig größer als der Vorgänger. Ansonsten bleibt das Design sich allerdings treu, was im Falle der Galaxy S Reihe allerdings kein Kompliment ist. Das Einzige, dass am Äußeren des Galaxy S5 positiv gegenüber des Vorgängers auffällt ist die neue Rückseite, die nun auch gummiertem Plastik und nicht mehr die billig wirkende, glatte Oberfläche bietet. Diese Verbesserung fällt sofort auf, wenn man das Handy in die Hand nimmt und uns gefällt es sehr gut.
Insgesamt bleibt das Design allerdings weit hinter dem zurück, was Kunden in dem High-End-Segment mittlerweile gewohnt sind. Sowohl Apple, als auch die Android-Konkurrenz aus HTC und Sony bauen deutlich hochwertiger wirkende Smartphones.
Immerhin ist das Galaxy S5 nun Staub- und wassergeschützt, nicht aber, wie Sonys direkte Konkurrenz, Staub- und Wasserdicht.
Jeder, der aber sein Handy schon einmal in Wasser fallen gelassen hat, dürfte sich hierüber freuen.
Bei einem Galaxy S zählen die inneren Werte.
Doch bei einem Galaxy S zählen die inneren Werte.
Die sind auffällig unspektakulär. Der verbaute Snapdragon 801 Prozessor ist im Grunde eine genau so kleine Verbesserung gegenüber dem Vorgänger, dem Snapdragon 800, wie der Name es vermuten lässt. Gegenüber eine Galaxy Note 3, einem LG G2 oder einem Nexus 5 wird der jüngste Samsung-Spross also kaum leistungstechnische Vorteile haben. Wir hätten uns gewünscht, dass Samsung endlich wieder zu den eigenen Exynos-Prozessoren zurückkehrt, die das Galaxy S3 zu einem der stärksten Geräte des Jahres machte. Gerüchten zufolge soll Samsung eine Variante des S5 mit einem Exynos-Achtkernprozessor planen. Diese soll eventuell den Beinamen „Premium“ bekommen, was bei einem Gerät zum UVP von ca. 700€ impliziert sein sollte. Mitte diesen Jahres wird Qualcomm, der Hersteller der Snapdragon Prozessoren, den Snapdragon 805 vorstellen, der, wie auch Apples A7-Chip eine 64-bit Architektur aufweist und eine neue Grafikeinheit einführt. Das Galaxy S5 wird spätestens dann schon wieder Technik von gestern beheimaten. Unverständlich erscheint uns auch warum das Galaxy S5 „nur“ 2 GB an Arbeitsspeicher beheimatet. Aktuell ist das zwar noch ausreichend, doch bereits das Note 3, welches im Herbst des letzten Jahres erschien, wurde mit 3 GB ausgestattet. Auch das Xperia Z2, Sonys direkte Konkurrenz zum S5 profitiert von dem 50% größeren Arbeitsspeicher.
Das Display, ist wie auch schon im letzten Jahr wieder eines der besten Bildschirme auf dem Markt. Die Full-HD Auflösung ist noch immer extrem scharf, das moderate Wachstum von 5 Zoll beim Vorgänger zu den nun verbauten 5,1 Zoll fällt kaum auf. Wie immer bei Samsung-Geräten sind die Farben unrealistisch kräftig, was einigen Nutzern allerdings durchaus gefallen könnte. Objektiv gesehen bietet das Display des Galaxy S5, bis auf die 0,1 größer gewordene Diagonale, also nichts neues, was aber noch immer in einem der besten Displays überhaupt resultiert.
Die 16 Megapixelkamera ist richtig gut. Fotos und Videos sehen super aus.
Die Kamera machte bei unserem Test einen sehr guten Eindruck.
Mit seinen massiven 16 Megapixeln packen die Koreaner hier deutlich mehr Pixel in den Sensor als beim Vorgänger, werden allerdings von Sonys neuem Flaggschiff, dem Xperia Z2 übertroffen, dass bei ansonsten gleicher Hardware mit 20,1 Megapixeln auftrumpft.
Allerdings weiß mittlerweile auch so gut wie jeder, dass Megapixel alleine keine gute Kamera machen. In der kontrastreichen Messehalle der CeBIT machte die Kamera des Galaxy S5 aber einen sehr guten Eindruck. Der Fokus arbeitet extrem schnell und, wie immer, lassen sich die Bilder direkt auf dem Handy bearbeiten. Sogar der Fokus soll sich im Nachhinein noch verändern lassen. Diese Funktion konnten wir allerdings leider nicht testen.
Videos nimmt das S5 natürlich auch auf. Videos werden in Full-HD aufgezeichnet und das sogar bei sehr flüssigen 60 Bildern pro Sekunde, was gerade bei Sportaufnahmen sehr hilfreich sein kann. Doch das Galaxy S5 kann, ähnlich wie es schon das Galaxy Note 3, auch Videos im 4K aufnehmen. Über die Qualität dieser Aufnahmen können wir allerdings nichts sagen, da wir schlicht kein 4K-Display zur Verfügung hatten. Genau das dürfte wohl auch das größte Problem sein. Kaum jemand besitzt eines der teuren 4K-Displays, um sich die Videos in voller Pracht angucken zu können.
Die neuen Funktionen wirken noch unausgereift.
Doch Samsungs S5 bietet noch mehr. So setzt der Konzern verstärkt auf Gesundheits-Funktionen, die auch von den neuen Smartwatches genutzt werden. Hier findet ihr die Artikel zur ursprünglichen Galaxy Gear, der neuen Galaxy Gear 2 und der sehr interessanten Galaxy Gear Fit. Neben den bekannten Sensoren, die Schritte mitzählen können und die zurückgelegte Distanz ermitteln hat das Unternehmen direkt unter der Kamera einen Herzsensor vorbaut. Legt man seinen Finger auf den Sensor und startet die Messung erhält man nach wenigen Sekunden seinen Puls angezeigt. So cool diese Funktion im ersten Moment erscheint, so ratlos sind wir, wie sie im Alltag von Nutzen sein soll.
Deutlich praktischer scheint da schon der Fingerabdruck-Sensor. Ja, nach dem schon HTC auf den von Apple kreierten Hype um die kleinen Sensoren aufgesprungen ist, hat sich auch Samsung nicht lumpen lassen. Der neue Sensor sitzt, wie beim iPhone 5S, im Homebutton. Doch anstatt nur das Handy zu entsperren und eventuell im eigenen AppStore einzukaufen, hat Samsung ein wirkliches Schwergewicht als Partner an Land gezogen. Durch die Integration des PayPal-Bezahldienstes, der im Internet sehr weit verbreitet ist, kann man den Fingerabdruck-Sensor bei sehr vielen Online-Bezahlvorgängen nutzen. Der Samsung-Sensor könnte also in deutlich mehr Situationen nützlich sein als Apples Pendant. Das Problem hierbei scheint allerdings die Hardware zu sein. Samsungs Sensor erfordert eine Wischgeste. Bisher galt das immer als schlechtes Zeichen, weil Sensoren dieser Bauart für ihre Unzuverlässigkeit bekannt sind. So scheint es auch in Samsungs neustem Flaggschiff zu sein. Wir würden hier aber noch bis zur veröffentlichten Version mit einem Urteil warten, da die Koreaner einige Probleme in der Software noch beheben könnten.
Die Software ist endlich einmal entschlackt worden und wirkt viel übersichtlicher.
Bei der Software hat sich nämlich wieder einiges getan.
Samsung hat endlich mal seine Touchwiz UI aufgeräumt. Die Software des S5 wirkt deutlich aufgeräumter als die des Galaxy S4. Menüs wirken weniger überladen und alles wirkt einen Tick durchdachter. Die Veränderungen halten sich zwar in Grenzen, sind dennoch eine willkommene Verbesserung. Dennoch belegt das aktuelle Android 4.4 zusammen mit der ganzen Samsung-Software happige 8 GB, sodass von den verbauten 16 GB nur knapp 8 GB frei bleiben. Gut, dass auch die aktuellste Version der Produktreihe externe Speicherkarten erlaubt.
Ein sehr gutes Handy, dass durch fehlende Inspiration langweilt.
Und zur Zeit schlicht zu teuer ist.
Insgesamt Enttäuscht das Galaxy S5 also ein wenig. Das Design wirkt, bis auf den neuen Rücken bekannt und ein wenig altbacken, da es sich seit dem Galaxy S3 nur noch marginal verändert hat. Die verbaute Hardware erscheint ebenfalls nicht den Erwartungen gerecht zu werden. Das S5 ist dabei nicht langsamer als die Konkurrenz, aber eben auch nicht schneller und der deutliche Nachteil in der Arbeitsspeicher-Größe könnte in Zukunft ein Problem werden. Das Display und die Kamera sind hingegen so gut wie über jeden Zweifel erhaben und die Software gefällt uns nach der Entschlackungs-Kur deutlich besser.
Von den neuen Sensoren sind wir allerdings noch nicht so richtig überzeugt. Samsung muss uns erst noch erklären, was wir mit einem Herzschlag-Sensor auf dem Handyrücken anfangen sollen. Beim Fingerabdruck-Sensor zeichnet sich die Situation genau anders herum. Die Vorstellung eine Zahlung bei Steam oder Ebay mit dem Finger zu bezahlen klingt fantastisch. Samsung muss uns nur noch zeigen, dass der Sensor beim Martktstart mindestens so zuverlässig ist wie Apples TouchID.
Für die veranschlagten 700€ lohnt sich nach unserer Erfahrung ein Kauf allerdings nur für absolute Samsung-Fans. Besitzer des S3 oder S4 werden kaum einen Unterschied merken. Hier bietet sich eigentlich eher ein Wechsel auf das Galaxy Note 3 an, das uns vollkommen überzeugen konnte. Alle anderen sollten sich Sonys Xperia Z2 anschauen, das praktisch die gleiche Hardware, oder sogar bessere Hardware, in ein deutlich hübscheres Gehäuse verpackt, das sogar wasserdicht ist.
Die von uns noch immer favorisierte Alternative ist allerdings das Nexus 5, dass gerade einmal die Hälfte von dem kostet, was Samsung für das Galaxy S5 verlangt.