Auf dem MWC (Mobile World Congress) in Barcelona stellte Samsung neben dem Galaxy S5 gleich 3 neue Smartwatches vor. Wir konnten zwei davon während der Cebit testen und geben euch unsere Einschätzung.
Bereits im letzten Herbst stieg Samsung in das Geschäft mit den intelligenten Uhren ein. Jetzt, nur sechs Monate später, wird die erste Generation ersetzt. Konnte Samsung genug Neuerungen implementieren um ein neues Modell zu rechtfertigen?
Die erste Generation war eine Katastrophe.
Die erste Gear war mehr als enttäuschend. Neben einem tollen Display ließ sich kaum etwas Positives zu der ersten Generation des Galaxy-Gerätes sagen. Ich selbst habe die Gear in Grund und Boden geschrieben.
Die nun drei neuen Uhren unterscheiden sich teilweise signifikant. Sie heißen Gear 2, Gear Neo und Gear Fit. Fangen wir aber beim direkten Nachfolger der ersten Gear an.
Die Galaxy Gear 2 ist im Grunde leicht zu beschrieben. Alles ist genau so wie bei der ursprünglichen Gear, oder besser. Das bereits tolle Display hat Samsung beispielsweise nicht ausgetauscht. Das 1,6 Zoll große Super-AMOLED Display mit einer Auflösung von 320×320 Pixeln ist mit seiner Displayschärfe von 282ppi ausreichend scharf. Farben fallen zwar ein wenig zu kräftig aus, fleißige Leser sollten das aber schon bei der Erwähnung der AMOLED-Technik erwartet haben.
Von hier an ändert sich allerdings vieles. Der Prozessor ist ein 1Ghz schneller Dualcore-Prozessor, der von 512MB RAM unterstützt wird, das sind fast die Werte des Galaxy S2. Als interner Speicher hat Samsung 4 GB verbaut.
Samsung lässt Android links liegen und setzt auf das eigene Tizen.
Samsung hat bei der neuen Gear sogar das Betriebssystem ausgetauscht und anstatt Android sein eigenes TizenOS installert. Der Nutzer merkt davon eher wenig. Die Performance ist durchgehend sehr gut. Nichts ruckelt, stottert oder lässt einen warten. Ob das am neuen Betriebssystem oder an der absolut überdimensionierten Hardware liegt ist schwer zu sagen. Natürlich springt Samsung auch auf den aktuellen Fitness-Trend auf. So ist die Gear 2, wie alle anderen Modelle der Koreaner, mit einem Herzschlagsensor und einem Pedometer ausgestattet.
Die Gear-typische Kamera, für die wir noch immer keinen Nutzen sehen, schießt Bilder nun mit 2 Megapixeln. Die Kamera ist zudem aus dem Armband direkt ins Gehäuse gewandert. Verbindung zum Handy, das nach wie vor erforderlich ist und auch aus dem Hause Samsung kommen muss, nehmen alle Gear-Uhren per Bluetooth 4.0 auf. Diese Version ist besonders stromsparend. Eine weitere Neuerung ist der Homebutton, der nun unter dem Display sitzt.
Wer unbedingt eine Galaxy Gear haben will, sollte sich die Gear Neo kaufen.
Die Gear 2 hinterlässt einen deutlich besseren Eindruck als das Original. Die Performance ist absolut top, das Display scharf und das neue Design wirkt insgesamt fertiger als das der ersten Version. Dennoch bleiben einige Probleme mit der Gear 2. Zum einen stören wir uns noch immer ein wenig an der Kamera. Sie ist nicht wirklich nervig, aber einfach nutzlos. Ein großer Kritikpunkt ist allerdings die Bedienung. Der Homebutton wirkt wie ein Fremdkörper auf einem Gerät, dass eine Uhr sein will. Gleichzeitig ist es extrem schwierig einen echten Druckpunkt zu finden, da die Uhr naturgemäß ein wenig Spiel am Handgelenk hat. Zum wichtigen Punkt der Akkulaufzeit können wir allerdings nichts sagen. Dazu hatten wir die Gear 2 nicht lange genug in der Hand. Der Preis liegt mit 299€ aber relativ hoch.
Das zweite Modell ist die Gear Neo. Leider konnten wir das Modell nicht selbst testen, was allerdings auch nicht dramatisch ist. Im Grunde ist die Gear Neo einfach eine Gear 2, die ein wenig leichter und kleiner ist. Display, Prozessor und Speicher sind allesamt gleich geblieben. Nur die Kamera fehlt. Wenn wir uns entscheiden müssten würden wir also die Gear Neo eher empfehlen als die Gear 2. Das liegt nicht zuletzt am günstigeren Preis. Die Grear Neo schlägt nämlich mit nur 199€ zu Buche und ist unsere Empfehlung, wenn man eine Gear haben will.
Das kleinste Modell, die Gear fit ist sehr interessant, hat aber einen massiven Fehler.
Das kleinste Modell der neuen Produktfamilie ist gleichzeitig das hübscheste und interessanteste. Die Galaxy Gear Fit will im Grunde nicht mehr sein als ein digitales Armband. Der große Hingucker ist dabei das gebogene Display, welches sich elegant in die Rundung des Armbandes einbettet. Die Gear Fit ist ein direkter Konkurrent zu Fitbit Flex und dem Nike Fuelband. Trotz deutlich schwächerer Hardware hatten wir mit der Gear Fit am meisten Spaß. Die Performance ist weiterhin fantastisch. Die Sensoren der größeren Modelle sind ebenfalls verbaut und das Design wird garantiert Blicke auf sich ziehen. Der gebogene AMOLED-Display ist scharf und auch qualitativ ohne jegliche Blöße.
Dennoch ist die Gear Fit nicht der Gral der Smartwatches. Zieht man die Smartwatch an merkt man sofort, dass Samsung auch hier noch einen massiven Fehler auszubügeln hat. Das komplette Interface läuft entlang des Armbandes. Will man etwas auf der Gear Fit lesen muss man ziemlich ungewöhnliche Bewegungen vollführen, wie ihr vielleicht in unserem Video nachvollziehen könnt. Zwar hat Samsung kurz vor Release noch ein Update herausgebracht, dass es ermöglicht das Interface auch Vertikal auszurichten. Für die Nutzung mit westlichen Sprachen ist diese Konfiguration aber kaum praktikabel. Nutzt man aber Japanisch, gewinnt die Gear Fit eine Menge an Nutzen. Ein weiteres Problem ist das Laden der Gear Fit. Hierzu muss man die Smartwatch nicht nur, wie bei den großen Brüdern, in eine Ladeschale legen, sondern muss die Uhr praktisch aus dem Band herauslösen. Zu einem Preis von 199€ ist uns die Gear aber einen Tick zu teuer.
Die aktuellen Gears sind viel besser als der Vorgänger.
Wer warten kann sollte aber auf jeden Fall warten.
Insgesamt sind alle Smartwatches definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Samsung scheint immer mehr zu verstehen, wie das Unternehmen seine perfekte Smartwatch bauen will. Leider verpassen es die Koreaner ein wirklich tolles Gerät zu präsentieren und so den Markt bereits vor Googles und Apples Markteintritt aufzumischen.
Was Google mit Android Wear bieten will, kennen wir ja schon und es verspricht die Gear überflüssig zu machen. Was Apple auf dem Kasten hat, müssen die Kalifornier aber noch zeigen. Die Gear-Familie ist gut, ohne einen wirklichen Kaufgrund zu liefern.