Die Far Cry Serie ist eine der größen Spieleserien der neueren Geschichte. Nach eher enttäuschenden Serienablegern und einer Pause meldet sich die Serie nun zurück. Ob Far Cry 5 das Zeug hat die Serie neu zu beleben erfahrt ihr hier.
Die Far Cry Serie hat schon eine turbulente Geschichte hinter sich. Immerhin entstammt der erste Serienteil aus der Feder der deutschen Crytek-Studios in Frankfurt am Main. Da Crytek danach aber mit EA zusammen arbeiten wollte und Far Cry als Marke Ubisoft gehörte übernahmen nun Studios des Publishers die Serie. Der Open World Aspekt des ersten Teils wurde ausgeweitet und mit Far Cry 3 erreichte die Serie vorerst ihren Höhepunkt. Far Cry 4 war dann zu nahe am Vorgänger um der Urzeit-Ableger mit dem Titel „Primal“ ging dann vollkommen unter. Eines war klar. Far Cry muss sich verändern.
Gameplay
Dieses Mal geht es nach Montana, wo eine christliche Sekte sich einen ganzen Landkreis unterjochen will. Warum und wie, das wollen wir mal nicht spoilern. Beim Gameplay hat sich Far Cry in den letzten Jahren nur minimal weiter entwickelt. Irgendein Verrückter will ein Gebiet weit weg von jeglicher Großstadt unterjochen und irgendwie geraten wir mitten rein in einen Befreiungskampf und einen Drogenrausch. Genau das ist Far Cry 5, nun ja und Far Cry 4 und Far Cry 3.
In Far Cry 5 versetzen wir uns in die Haut eines Hilfssheriffs, der neu in Montana ist. Wir wollen den Chef der Sekte festnehmen. Das geht natürlich schief und wir werden einfach so in das große Hope County geworfen.
Die Hauptstory ist insgesamt ganz nett. Sie tut nicht weh, ist aber auch nicht wirklich beeindruckend oder in irgendeiner Form bemerkenswert. Das ist bei dem interessanten und neuen Szenario wirklich zu bedauern. Die Story ist absolut weich gewaschen um niemanden auf die Füße zu treten. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Religion, Fanatismus und den Parallelen zur heutigen Weltlage fehlt absolut. Genau das nimmt dem Szenario aber ganz viel Potential und lässt die Geschichte ein wenig fad wirken.
Wirklich katastrophal ist aber die Art und Weise, wie sich diese Story-Missionen in das Spiel einfügen. Immer und immer wieder werden wir ohne Vorwarnung, ohne, dass wir uns wehren können, aus der Open World gerissen und in die Story geworfen. Ab dem dritten Ausbruch aus der Gefangenschaft wird die Mechanik nur noch nervig. Wäre die Hauptgeschichte mitreißend und interessant wäre dieser Trick zwar noch immer nervig, aber halb so schlimm. Da die Nebenaufgaben häufig aber interessanter als die Hauptgeschichte ist, fühlt sich das wiederholte herausreißen aus der Open World doppelt so schlimm an.
Die Open World ist zudem klar der Star der Show. Hope County ist groß und wunderschön. Von kleinen Städtchen über Felder, Berge und Flüssen sieht alles unheimlich real aus. Hier ist unheimlich viel Liebe in das Spiel gesteckt worden. Überall sind Tiere zu finden, die miteinander oder mit anderen NPCs interagieren. Immer wieder findet man bildhübsche Ecken, an denen man einfach anhalten muss, weil es so idyllisch ist.
Anders als in bisherigen Far Cry Titeln gibt es keine Türme mehr, die man erklimmen muss, um Teile der Karte aufzudecken. Stattdessen lockt uns die Welt von ganz alleine an immer wieder neue Orte, die wir durch den Besuch automatisch aufdecken. Das System funktioniert fantastisch und fügt sich so natürlich in das Spiel ein, dass ich den Türmen keine Sekunde nachgetrauert habe.
Die verschiedenen Aktivitäten, die in Hope County zur Auswahl stehen sorgen für noch mehr Abwechslung. Egal ob wir Jagen gehen, mit einem waffenstarrenden Truck Straßenblockaden in die Luft sprengen, Kunststücke mit Flugzeugen üben oder nur entspannt die Angel in den See hängen, Far Cry 5 bietet alles.
Das einzige Manko ist die wirklich sehr starre Welt. Äste knicken nicht um, wenn wir durch Büsche laufen, die Vegetation reagiert kaum auf Granaten oder Kugeln und abschießen lassen sie die Büsche und Äste auch nicht. Klar ist das meckern auf hohem Niveau, doch all diese Funktionen fanden sich schon in Far Cry 2 und hätten Hope County noch realistischer wirken lassen.
Ein weiterer kleiner Kritikpunkt sind die ständigen Konflikte mit den Sektenanhängern. Wer einfach entspannt durch die Spielwelt fährt kann durchaus kurze Zeit später von einem Kampfflugzeug aus wortwörtlich heiterem Himmel angegriffen und getötet werden. Gleichzeitig ergeben sich mit ein wenig Glück aber auch tolle Situationen in denen sich die Sektenmitgliedern mit Rebellen bekämpfen und plötzlich ein Bär mitmischen möchte. Solche Situationen bleiben im Kopf, auch wenn es viel häufiger passiert, dass wir einfach nur so lange verfolgt werden, bis wir aus unserer Karre steigen und den Verfolgern Blei in den Körper pumpen.
Ein großer Gewinn für das Spiel ist der Coop-Modus. Mit einem Freund zusammen durch Hope County zu ziehen erhöht den Spielwiesen-Faktor unheimlich. Besonders das Ausschalten von Außenposten, was alleine ein wenig mühsam sein kann, macht im Coop einen riesigen Spaß. So haben wir uns durch einen der Posten gemeuchelt, während unser Kollege die Gegner mit einem Scharfschützen-Gewehr ausgeschaltet hat, die für mich außer Reichweite waren. In einem andern Beispiel kreisten wir in einem Flugzeug über dem Außenposten während unser Partner auf dem Boden kämpfte.
Zwar gibt es auch im Einzelspieler-Modus sowohl menschliche als auch tierische Begleiter, mehr Spaß hat man aber wirklich mit einem Freund oder einer Freundin im Coop.
Technik
Technisch ist Far Cry 5 gut geworden. Hope Country ist wirklich stimmungsvoll geworden und gleichzeitig riesig groß. Besonders die Beleuchtung hat es uns angetan. Sonnenlicht bricht durch die dichten Baumkronen und Schatten spielen zwischen den Gräsern, während in der Ferne die weißen Zäune des nächsten Grundstücks durch die Büsche scheinen. Hin und wieder gibt es allerdings die ein oder andere matschige Textur, die nicht zum sehr guten Gesamteindruck passen will.
Etwas schwachbrünstig kommt der Sound daher. Die Waffen wollen einfach nicht genug Wumms haben um zufriedenstellend zu sein. Zwar schaffen es die Entwickler eine dichte Soundkulisse zu schaffen und besonders die tolle Musik wird immer passend eingesetzt, doch es fehlt der Realismus eines Battlefield 1. Wie alle Open World Titel hat Far Cry 5 mit Bugs zu kämpfen, die nun nach und nach gepatcht werden.
So musste ich eine Mission neu starten, weil ich durch die Map gefallen bin. Gegner haben hin und wieder Probleme mit der Wegfindung und anfangs katapultierte es alle LKWs um mich herum in den Himmel, wenn ich eine Nebenmission beendet habe. An dem daraus resultierenden Metall-Regen bin ich insgesamt zwei Mal gestorben.
Der wirkliche Schwachpunkt der Technik sind Pop-ins. Der sich per Wingsuit, Heli oder Flugzeug in die Lüfte wagt wird es besonders nerven, dass Büsche, Gräser und Bäume sehr gut sichtbar in die Welt geladen werden. Auch High-End Systeme werden hier nicht ausgelastet. Hier vergeudet Ubisoft viel Potential.
Fazit
Far Cry 5 ist insgesamt ein solider Schritt für die Serie. Hope County ist eine tolle Open World die unheimlich davon profitiert, dass sich die Nebenaufgaben meisterhaft organisch in sie einfügen. Wo die Haupt-Story schwächelt, überzeugt die Atmosphäre der Open World, die uns immer wieder zurück ins Spiel holen wird.
Far Cry 5 verpasst es, sich, wie Assassins Creed, neu zu erfinden. Einen Ausflug nach Montana ist das Spiel aber in jedem Fall wert. Das beste Far Cry Erlebnis gibt es aber im Coop.
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