
Quelle: AMD
Es ist Zeit für neue Konsolen. PC-Spieler erheben nun schon seit einiger Zeit diese Forderung und sie haben absolut recht. Ein Jahr nach meinem letzten Konsolen-Rant kommt hier die Fortsetzung. Doch Hoffnung ist in Sicht.
Sony und Microsoft haben die aktuelle Konsolengeneration letztes Jahr aktualisiert. Kunden können einige Titel nun in 4K auf den Monitor bringen, wenn sie die teureren und neueren Varianten er PS4 und Xbox One kaufen. Die Playstation 4 Pro ist mehr als doppelt so leistungsfähig, wie eine Playstation 4 ohne das „Pro“-Anhängsel. Dafür ist die Konsole etwas größer geworden und frisst ein wenig mehr Strom. Microsofts Xbox One X setzt bei der Rechenleistung nochmals eine komplette Playstation 4 oben drauf und kann sich damit mit großem Abstand als die „Stärkste Konsole“ bewerben.
In nackten Zahlen leistet die Xbox One X ganze 6 Teraflops an Leistung und kann so einige Spiele in 4K darstellen. Gleichzeitig ist die neue Xbox nicht wesentlich größer als die „normale“ Xbox One S. Mit 600€ ist der Preis, gemessen an der Leistung, auch noch zu vertreten. Wer in seinem Selbstbau-PC eine vergleichbare Leistung erzielen will, der muss oberhalb der 250€-Marke einkaufen, nur für die Grafikkarte, wohlgemerkt.
Hier liegt der Hund dann auch begraben. Die Angabe von Teraflops hat für sich keinen Wert. Microsoft bezieht sich rein auf die Rechenleistung der Grafikkarte, die durchaus bemerkenswert ist. Die Leistungsfähigkeit der anderen Komponenten bleibt dabei aber vollkommen im Dunklen.
Wer sich mit der aktuellen Konsolengeneration schon ein wenig befasst hat, der weiß, dass sich die Firma AMD für die Prozessoren und Grafikchips in der Playstation und der Xbox verantwortlich zeigt.
Das Grundgerüst ist also seit der ersten Vorstellung der Xbox One und der Playstation 4 das gleiche. Im Grafikkarten-Bereich konnte sich AMD allerdings mit der gleichbleibenden Grundstruktur deutlich verbessern. Der Polaris-Chipsatz bietet ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und genug Power für die Konsolen. Doch schon im letzten Jahr hat AMD mit der Vega genannten Architektur eine neue Architektur auf den Markt gebracht und es ist Zeit, dass auch die Konsolen hier nachziehen.
Nicht neu, sondern sehr sehr alt sind übrigens die Prozessoren der Konsolen. Beide neuen „4K“-Konsolen basieren auf dem gleichen Prozessor wie die ursprünglichen Konsolen. Die Jaguar-Architektur von AMD war schon zur Vorstellung nicht die stärkste CPU im Lande und das ist eine der gnadenloseste Untertreibung seit dem es Untertreibungen gibt.
Die Prozessoren in der Playstation 4 und der einen Tick höher getakteten Xbox One waren schon vor 5 Jahren veraltet und schwächlich. Da ich es kaum in Worte fassen kann hier mal eine Herleitung, die genau verdeutlicht wie lahm die Hauptrechner in den aktuellen Konsolen sind.
Nehmen wir uns mal die Xbox One X vor. In ihr arbeiten insgesamt acht Jaguar-Kerne mit 2,35Ghz. Genau diesen Prozessor gibt es leider nicht für „normale“ PCs. Wir haben also Benchmarks von anderen Jaguar-CPUs genommen und auf die Konfiguration der Xbox One X hochgerechnet. Als Vergleichsbasis nutzen wir den Cinebench R15.
Hier würde der Prozessor der Xbox One X circa 364 Punkte erreichen. Selbst AMDs aktuell schwächster Prozessor, der Ryzen R3 1200 für 70€, ist mit 483 Punkten fast 35% schneller. Ein Ryzen 5 1600 für 140€ erreicht mit 1150 Punkten sogar mehr als die dreifache Leistung; 300% mehr Leistung!

Quelle: Microsoft
Die Xbox One X ist dabei sogar noch die schnellste der Konsolen. So soll sie durch die Übertaktung des Prozessors und andere Verbesserungen in der Software sogar 50% mehr Leistung haben als die ursprüngliche Xbox One und PS4. Deren Prozessoren können also so gerade mit den schwächsten Laptop-Prozessoren mithalten und werden von aktuellen Handys locker besiegt. Nochmal zum Vergleich, ein aktueller 70€ Prozessor ist gut doppelt so schnell wie eine Playstation 4 und Xbox One.

Quelle: Microsoft
Die nun natürlich im Raum stehende Frage ist, was man mit mehr Prozessor-Power eigentlich veranstalten könnte und warum ich mich hier so aufrege.
Ich will hier direkt einen falschen Eindruck vermeiden. Die Grafikeinheit ist für das Spielen erst einmal deutlich wichtiger und der Fortschritt in diesem Bereich war in den vergangenen Jahren auch größer als bei den CPUs.
Dennoch bleibt die CPU unabdingbar für bestimmte Prozesse in Spielen.
Der wohl einfachste Nutzen von schnelleren Prozessoren wäre das konsequente Anbieten von Spielen mit 60 Bildern pro Sekunde. Spiele wirken dadurch deutlich flüssiger und gerade in schnellen Szenen, wie sie häufig bei Shootern und Rennspielen vorkommen, ist das essentiell wichtig. Neben den flüssigeren Bewegungen in Spielen wird aber auch das Spielgefühl besser. Bei 30 Bildern pro Sekunde muss man 33 Millisekunden warten, bis die eigene Controllereingabe im nächsten Bild angezeigt wird. Diese Zeit halbiert sich dank der 60 Bildern pro Sekunde auf 16,6 ms. Als Folge fühlt sich die Steuerung deutlich direkter an. Einige Spiele, besonders die Forza-Reihe schaffen es auf der Xbox One X meistens 60 Bilder zu erreichen, viele andere Spiele, besonders die, die auch Multiplayer oder eine Open World setzen, sind aber auf 30 Bilder pro Sekunde limitiert.
Grundsätzlich gilt aber folgende Grundregel. Eine bessere Grafikeinheit gibt Entwicklern die Möglichkeit hübschere Welten zu bauen und Dinge wie Wasser, Partikeleffekte oder volumetrischen Rauch besser darzustellen.
Mehr CPU-Power lässt sie aber komplexere, neuartige Spiele programmieren. Die CPU übernimmt Aufgaben wie die Wegfindung und künstliche Intelligenz und auch die Simulation der Spielwelt. Stärkere Prozessoren können also intelligentere Gegner in Spielen bedeuten, glaubhaftere Welten in Rollenspielen mit Charakteren, die ihren eigenen Tagesablauf haben, komplexere Welten, in der mehrere Systeme ineinander greifen oder größere Massenschlachten in Strategiespielen.
Ein Beispiel gefällig?
Ein schneller Prozessor könnte in Spielen deutlich mehr Tiere und Menschen auf den Bildschirm zaubern, die alle ihren eigenen Tagesablauf haben und sich realistisch auf die Taten des Spielers reagieren.
Ein weiteres Beispiel ist Star Citizen. Das Mega-Projekt mag umstritten sein, die genutzte Technik ist allerdings beeindruckend. Die Raumschiffe im Spiel folgen einer Physikberechnung. Fällt im Kampf eine Steuerdüse aus, fliegt das Raumschiff in der Folge anders. Dafür sind komplexe Berechnungen möglich, für die viel Rechenkraft in der CPU gebraucht wird. Gleichzeitig werden riesige Raumstationen dargestellt auf der unzählige Spieler miteinander interagieren. Ein Spiel wie Star Citizen ist auf der aktuellen Konsolengeneration aufgrund der CPU nicht möglich. Assassins Creed Unity, an sich kein herausragendes Spiel, hat mit seinen noch immer ungeschlagenen Menschenmassen eine klasse Atmosphäre in Paris erschaffen. Auf den Konsolen musste man immer wieder mit krassen Rucklern kämpfen und auch die PS4 Pro schafft es nicht das Spiel zu jeder Zeit flüssig auf den Fernseher zu bringen. Ein weiteres Beispiel ist Just Cause 3. Fängt man eine der Zerstöungsorgien an, für die das Spiel bekannt ist, dann kommen aktuelle Konsolen nicht ordentlich hinterher.

Quelle: AMD
Man stelle sich nur einmal vor was möglich wäre, wenn die Konsolen die Kraft eines Ryzen 5 1600 hätten. Nicht nur könnten alle Spiele mit 60 Bildern pro Sekunde gespielt werden, in Spielen wie FIFA, wären intelligentere Spieler zusammen mit einer neuen Kollisionsabfrage möglich. Zudem ließen sich die Zuschauer noch besser mit Leben füllen. So könnte sich das Stadion bei klaren Spielständen schon vor dem Abpfiff langsam leeren oder man könnte sehen wie einzelne Zuschauer sich ein Bier oder eine Currywurst holen. Das ist jetzt nur eine Idee. Die kreativen Köpfe in den Studios hätten mit Sicherheit noch bessere Ideen.
Mit ihren derzeit beschränkten Mitteln limitieren die aktuellen Konsolen und ihre Neuauflagen schon heute Entwickler darin noch bessere Spiele und nicht nur hübschere Spiele zu entwickeln.
Schaut man zudem auf die großen Sprünge im Bereich der PC-Prozessoren bleibt einem nichts anderes übrig also zu dem Schluss zu kommen, dass die Playstation 4 Pro und die Xbox One X schon heute sehr veraltet sind.
Zum Glück ist seit der E3 2018 klar, dass neue Konsolen in Entwicklung sind. Lasst uns also zusammen auf eine neue Generation mit weniger veralteten Prozessoren hoffen, die uns in neue und glaubwürdigere Welten schicken.

Quelle: chiphell.com
In China zeigt sich schon, was technisch möglich wäre. Das Unternehmen Zhongshan Subor hat, in Zusammenarbeit mit AMD, einen Chip gebaut, der einen Ryzen-Prozessor mit 4 Kernen und SMT, also mit 8 Threads, mit 3,0 Ghz Takt und eine Vega 24 Grafikeinheit in eine Konsole packt. Die CPU dürfte gute 40% mehr Leistung als die Xbox One X liefern. Die Grafikeinheit bringt mit 4,0 Teraflops aber nur die Leistung einer PS4 Pro an den Start. Die vorgestellte Konsole ist dafür aber deutlich kleiner, braucht nicht die teure und aufwändige Kühlung der Xbox One X, da die Kombination deutlich stromsparender sein dürfte.