Sony gibt erste Details zur Playstation 5 bekannt – Wir nehmen alle Infos für euch auseinander

Es dürfte kaum jemanden wundern, dass sowohl Microsoft, als auch Sony bereits seit einiger Zeit an neuen Konsolen arbeiten. Nun hat der Konsolen-Architekt von Sony, Mark Cerny, dem US-Magazin Wired in einem Interview die ersten Infos preisgegeben.


Die aktuelle Generation ist schon fast sechs Jahre alt. Damit wird es Zeit über eine neue Generation zu sprechen. Microsoft hat schon im letzten Jahr verkündet, dass sie an einer neuen Xbox basteln und nun wirft auch Sony mit ersten Informationen um sich. Diese klingen sehr verlockend.

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Für alle, die keine Lust auf tiefen Nerdtalk haben hier die schnellen Fakten.
Wie wir es schon erwartet haben wird die Playstation 5 wieder voll auf Hardware von AMD setzen. Der Prozessor wird eine 8-Kern CPU, aus Basis der Zen 2 Architektur, sein. Diese Architektur wird auch die neuen Ryzen-Prozessoren der 3000-er Serie befeuern, die wir im Sommer erwarten. Für ausreichend Grafikpower soll AMDs neue Navi-Architektur sorgen. Dazu können wir derzeit noch nichts sagen. Navi ist zwar schon lange angekündigt, Informationen dazu sind aber noch spärlich gesät.
Neben mehr Rechenleistung wird die neue Playstation auch auf eine SSD als Festplatte setzen. Das wird die Ladezeiten in Spielen stark verkürzen. Gleichzeitig soll die Playstation 5 Ray-Tracing unterstützen und auch PS4-Spiele abspielen können.

 

Ryzen 3000

Quelle: AMD

Auf geht es in die Details zur CPU.
Der Prozessor ist ein großer Schritt nach vorne. Die aktuellen Konsolengeneration basiert auf AMDs Excavator Architektur. Diese konnte schon bei der Veröffentlichung nicht überzeugen. Die Jaguar-Kerne waren schon 2013 im Vergleich zu Intels Konkurrenz zu langsam und zu stromhungrig. Heute sind die Prozessoren nur noch als schwächlich zu bezeichnen und halten so die gesamte Gaming-Industrie in der Entwicklung zurück. Wer wissen will warum die CPUs der aktuellen Generationen so katastrophal sind kann gerne unseren Artikel dazu lesen.
Mit der Zen-Architektur hat AMD 2017 aber ein beeindruckendes Comeback gefeiert. Sie ist die Grundlage der hervorragenden Ryzen-Prozessoren. Mit Zen2 will AMD in diesem Jahr zahlreiche Verbesserungen auf den Markt bringen. So sollen die Prozessoren pro Takt mehr Leistung bieten, gleichzeitig höher takten und, dank des neuen 7nm Fertigungsprozess, weniger Strom verbrauchen. Zudem setzt die neue Architektur nichtmehr auf ein monolithisches Design, sondern teilt die Rechenkerne und die Controller für Speicher und PCIe in unterschiedliche Chips auf. Das senkt die Kosten in der Produktion.
Man sollte die Leitung der zukünftigen Konsolen aber nicht einfach mit der Leistung der kommenden Ryzen 3000 Prozessoren gleichsetzen.
Auf dem Desktop spendiert AMD seinen Prozessoren in fast allen Varianten Hyperthreading, das jedem Kern erlaubt zwei Arbeitsstränge gleichzeitig zu verarbeiten. Ob es das Feature auch in die Konsolen schafft ist unklar. Ebenso nebulös ist die Taktrate des Prozessors. Wir gehen aber davon aus, dass die Konsolen deutlich niedriger takten werden als die Desktop-Varianten. Das hält sowohl den Stromverbauch als auch den Anspruch an Kühlung im Rahmen. Wir raten derzeit mal auf einen Takt zwischen 2,5Ghz und 3,2 Ghz bei einem Stromverbrauch zwischen 45W-60W.
Im Netz hat zudem ein Twitter-Account mit dem Namen APISAK die Datenbank des 3DMark Timespy einen Chip gefunden, der Potentiell der neuen Konsolen-Chip ist und den Codenamen Gonzalo trägt. APISAK hat auch schon den Chip der China-Konsole Subor Z+ auf diese Art und Weise gefunden. Gonzalo taktet mit 3,2Ghz und hat 8 Kerne.  All die oben genannten Daten lassen sich aus der kryptischen Bezeichnung ZG16702AE8JB2_32/10/18_13F8 entnehmen, mit der sich der Gonzalo-Chip von AMD bei 3D-Mark registirert hat.  Das „Z“ steht für ein „Qualification Sample“, also eine bereits fortgeschrittene Version des Prozessors. Das „G“ steht für „Gaming“, der Ryzen 2700X hat an dieser Stelle ein „D“ für „Desktop“ stehen. Die „167“ stehen wohl für einen Basistakt von 1,67 Ghz, in der Revision „02“, was anzeigt, dass der Basistakt in einer früheren Version wahrscheinlich niedriger lag. Der Basistakt ist in Konsolen eher unwichtig und wird hauptsächlich im Menü oder bei Updates im Schlafmodus genutzt. Das „AE“ gibt die thermische Verlustleistung, kurz TDP, an. Allerdings gibt es keinen Ryzen-Chip, der diese Verlustleitung bisher ausweist. Ebenfalls ein Zeichen für einen Chip, der nicht für einen normalen PC gedacht ist. Die „8“ gibt die Anzahl der physischen Kerne an. Das „JB2“ ist eine bisher unbekannte Cache-Konfiguration. Ebenfalls interessant, dass hier eine Sockelbezeichnung fehlt. Derzeit erhältliche Ryzen-Prozessoren zeihnen den AM4-Sockel mit einem „M“ vor der Anzahl der Kerne an. Die „32“ ist der maximale Boost von 3,2 Ghz, den die Konsolen beim Spielen erreichen und auch durchgehend halten. Über die danach folgenden Zahlen sprechen wir bei der Grafikeinheit.
Eines ist aber klar. Die Playstation 5 wird keine Probleme damit haben Spiele mit 60 Bildern pro Sekunde darstellen zu können. Basierend auf unserer Emulation der Konsolen-Technik vom letzten Jahr rechnen wir damit, dass die CPU locker um 400% schneller ist als die Xbox One X.

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Quelle: AMD

Zur Grafik können wir deutlich weniger sagen, dafür aber mehr spekulieren.
Navi wird allerdings, wie auch die aktuelle Vega-Architektur unterschiedliche Ausbaustufen anbieten. Zudem soll Navi noch auf der gleichen Design-Philosophie, GCN, basieren, die AMD schon seit mehreren Jahren nutzt. Gerade gegenüber der starken Xbox One X rechnen wir nicht mit einer Vervielfachung der Grafikpower. Es ist auch interessant, dass Sony keine Einzelheiten zur Compute-Power der neuen Grafikeinheit genannt hat. Gerade die PS4 Pro und die Xbox One X wurden mit ihren Teraflop-Zahlen angepriesen. Wir verstehen das als Hinweis, dass die reine Compute-Power der Konsolen nicht rapide ansteigen wird.
Der Gonzalo-Chip, den APISAK gefunden hat, besagt auch etwas über die verbaute Grafikeinheit aus. Die gesamte Bezeichnung lautet ZG16702AE8JB2_32/10/18_13F8. Die Grafikeinheit wird in der „10“ angegeben. Wir wissen, dass die volle Navi-Architektur die Kennummer „20“ erhalten hat. Es ist also davon auszugehen, dass „10“ einen vereinfachten Navi-Chip angibt. Die nachfolgende „18“ deutet dann auf einen erstaunlich hohen Takt von 1,8Ghz hin. Nimmt man diesen Takt und berechnet den mit 36 Compute-Units, die auch in der PS4 Pro stecken, erreicht die PS5 8,3 TFlops. Das ist rund doppelt so viel wie die PS4 Pro und knapp 50% mehr als die Xbox One X. Wir glauben, dass diese Zahlen sehr realistisch sind.
Eine voll ausgestattete Grafikkarte mit den maximalen 64 CUs, die unter GCN vorgesehen sind, erreicht ein solcher Takt sogar 14,7 TFlops. Das ist vergleichbar mit der Leistung einer RXT 2080 ti, aber ist viel zu stromhungrig und zu teuer, um in einer Konsole Platz zu finden.
Ebenfalls interessant ist aber, dass die neuen Konsolen nativ Asynchronous-Compute unterstützen. Bisher muss ein Teil der GPU warten, dass ein anderen Teil mit der Arbeit an einem Frame fertig ist bevor die eigenen Effekte berechnet werden. Async-Compute erlaubt die Kerne besser auszunutzen. Das erfordert allerdings eine höhere Speicherbandbreite. Es wird also spannend sein welchen Arbeitsspeicher die Playstation 5 nutzt.
Die Erwähnung von RayTracing ist zudem sehr interessant. Bisher hat AMD keine hardware, die RayTracing im Speziellen beschleunigen kann. Es wäre aber schon extrem enttäuschend, wenn Sony RayTracing als Feature ankündigt und es dann nicht schafft dafür passende Hardware in die Konsole zu packen.

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Quelle: Samsung

Kommen wir zur SSD.
Diese soll, laut Mark Cerny, extrem schnell sein und aktuelle SSDs locker übertrumpfen.
Diese Aussage hat uns ziemlich überrascht. Immerhin sind SSDs noch immer merklich teurer als herkömmliche Festplatten. Besonders die sehr schnellen NVMe-Festplatte koten mehreren hundert Euro pro Terabyte. Es ist aber unklar, ob die Playstation alle Spieledaten auf einer SSD speichert, oder nur eine kleine und extrem schnelle SSD in Kombination mit einer deutlich größeren Festplatte nutzt.
Sollten die Angaben von Sony stimmen, dann lässt das zudem auf eine SSD schließen, die den neuen PCIe 4.0 Standard nutzt. NVMe-Festplatten nutzen maximal 4 PCIe-Lanes. Unter PCIe 3.0 nutzen Festplatten wie die Samsung 960 Pro bereits die gesamte Bandbreite dieser Lanes aus. Eine schnellere Festplatte muss also auf dem neuen und doppelt so schnellem PCIe 4.0 basieren.
In jedem Fall ist eine SSD in einer Konsole aber eine sehr gern gesehene Neuerung. So sollen sie die Wartezeiten beim Laden eines Spielstandes in Spielen, die darauf optimiert sind auf unter eine Sekunde drücken lassen. Ein Traum für jeden Spieler.

Die Abwärtskompatibilität ist ebenfalls noch ein Mysterium.
Durch die neue Architektur des Prozessors ist es aber möglich, dass die PS5 einen Emulator laufen lässt, der dem Spiel vorgaukelt auf einer PS4 zu laufen. Interessant könnte es sein, dass Spieler die ein Spiel, das sowohl auf der PS4 als auch auf der PS5 veröffentlicht wird, von der PS4 Version auf die PS5 Version upgraden könnten.
Alte Titel werden aber wohl nicht von der neuen, stärkeren Technik profitieren können. So hätte die PS5 wohl genug Power um ein Horizon: Zero Dawn auch in 60 FPS darstellen zu können, doch die Exklusivtitel sind meist so genau auf die Hardware zugeschnitten, dass ein anderer Aufbau die optimal ausgetüftelte Performance ruinieren kann.
Dennoch ist es für alle Playstation-Fans ein beruhigendes Gefühl die Perlen dieser Generation noch jahrelang auf einer neuen Konsole spielen zu können.

 

 

Insgesamt sieht es so aus, als wenn die neuen Konsolen der Veröffentlichung relativ nahe sind. Wir rechnen fest damit, dass wir zum Weihnachtsgeschäft 2020 die fertige PS5 in unseren Händen halten können. Die Hardware ist dabei sogar stärker als wir es erwartet hatten. Mit Zen2 und Navi wird Sony Hardware nutzen, die bisher noch nicht veröffentlicht ist. Ein gutes Zeichen für die Zukunftssicherheit.
Die Verwendung einer SSD ist zudem ein Segen für alle Spieler, wird aber nicht ganz billig sein. Trotz dieser ersten Informationen bleiben noch viele Fragen offen. Wir können derzeit nur raten wie schnell die Konsole tatsächlich sein wird. Zudem wissen wir nicht wie die Konsole Raytracing beschleunigen will, wie viel und welchen Arbeitsspeicher sie nutzt, wie teuer sie ist und wie sie aussieht. Dennoch scheint es so, als wenn die Playstation 5 ein ordentlicher und überfälliger Schritt wird und Entwicklern viel Freiraum geben kann um neue tolle Spiele zu entwickeln.
So hatten wir uns das vorgestellt, als wir vor zwei Jahren über die Konsolen hergezogen sind.

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