Der Markencheck im Check (Update!)

Der Markencheck der ARD erfreut sich zur Zeit großer Beliebtheit.
Unternehmen wie TUI und Mediamarkt wurden schon gecheckt. Nun steht der riesige Apple-Konzern auf dem Prüfstand.
Die ARD hat letzte Woche nun versucht über alle verfügbaren Kanäle auf den neusten Markencheck aufmerksam zu machen. Apple polarisiert und ist das erste Technologieunternehmen im Markencheck.

Wir spielen heute mal Lehrer und versuchen den Markencheck von Apple zu bewerten, aber auch einzuordnen.

(Der WDR wiederholte diese Sendung am 15.04.2013)


Gleich zu Anfang stellt sich für die ARD die Frage, wie es kommt, dass Samsung die meisten Smartphones verkauft , aber Apple als der Stern der Technikwelt in aller Munde ist?
Solltet ihr den Markencheck verpasst haben, könnt ihr ihn unter folgenden Adresse gucken:

http://www.wdr.de/tv/markencheck/sendungsbeitraege/2013/0415/index.jsp

Hierzu schickte die ARD Menschen in die Röhre, um die Abläufe im Hirn sichtbar zu machen.
Das durchaus erstaunliche Ergebnis ist, dass Apple-Produkte von den Apple-Fans unter den Probanden vermenschlicht wurden und positive Emotionen auslösten, die für Produkte aller Art nur sehr selten sind. Apple-Fans scheinen ihr iPhone wirklich zu lieben!
Samsung-Nutzer hingegen zeigten keine vergleichbaren Reaktionen hier werden eher Regionen der Entscheidungsfindung angeregt.
Ob und wie weit diese Erkenntnis überhaupt stimmt und auf wie viele der Apple-Nutzer dieses Phänomen zutrifft lässt sich natürlich nicht sagen.
Falls man sich aber hin und wieder campend vor einem Applestore befindet könnte man sich wohl getrost zu dieser erlauchten Gesellschaft der wortwörtlichen Apple-Liebhaber zählen.

Apple-Fans scheinen ihr iPhone wirklich zu lieben!

In der ersten Testkategorie, gab es von der ARD die volle Punktzahl. Apple scheint zu infizieren.
Wir können dem schlicht nichts entgegenwerfen, wobei Apple und iOS langsam den Ruf als coolste Produkte verlieren. Samsung feiert mit der Galaxy S und Galaxy Note Serie einen großen Erfolg und auch Windows Phone 8 erfreut sich wachsender Beliebtheit.

Die nächste Kategorie war Einfachheit.

Hier wurden Tablets getestet.
Die ARD suchte hierfür das „iPad 4“, das „Microsoft Surface“ und das „Samsung Galaxy“ aus.
Während man den Begriff „iPad 4“ durchaus durchgehen lassen kann, ist allein schon „Microsoft Surface“ eine verwirrende Angabe.
Es gibt 2 Microsoft Surface. Eines ist das Surface Pro, welches die Hardware eines herkömmlichen Laptops hat und daher auch ältere Windows-Software ausführt, und das andere ist das Surface RT. Das Surface RT ist wahrscheinlich auch das Produkt im Markencheck, da es mit seiner Smartphone-Hardware vergleichbar zum iPad ist und das Surface Pro erst ab 8. Februar im Handel ist.

Wirklich verwirrend und fast schon aberwitzig ist allerdings die Bezeichnung
„Samsung Galaxy“.
Das ist nämlich kein Tablet,sondern eine ganze Produktlinie.

Wirklich verwirrend und fast schon aberwitzig ist allerdings die Bezeichnung Samsung Galaxy. Das ist nämlich kein Tablet, sondern eine ganze Produktlinie.
Es gibt das Galaxy Tab 10.1, das Galaxy Tab 2 10.1 und das Galaxy Note 10.1. dann sind da noch eine Handvoll kleinerer Galaxy Tablets und eine ganze Heerschar von Galaxy Smarphones in jeder Größe.
Offensichtlich ist das gezeigte Tablet aber in der 10 Zoll Kategorie.
Wir sind uns sicher, dass es sich um Samsungs neusten Spross, dem Galaxy Note 10.1 handelt.Für alle Zweifler, bei Minute 17:02 des Markenchecks lässt sich eindeutig das Symbol für die Samsung eigene App S-Note sehen, die es nur auf dem Galaxy Note 10.1 gibt.

Ein solcher Schnitzer seitens der ARD Redaktion ist schon wirklich peinlich und eigentlich unverzeihlich.

Das Note 10.1 ist dann auch das erste Tablet im Einfachheitstest.
Hierbei wird besonders kritisiert wird die große Anzahl an Apps, die auf einmal dargestellt wird. Zum anderen wird bemängelt, dass das Note manche Apps vermeintlicherweise doppelt hat.
Das stimmt auch soweit, rührt aber daher, dass Samsung das zu Grunde liegende Google Android 4.1 Betriebssystem mit seiner eigenen Oberfläche TouchWiz angepasst hat. Die neuen Apps waren nötig, weil das Note 10.1 auch komplett mit einem Stift bedient werden kann. Der Stift, der hierbei zum Einsatz kommt, ist vom Spezialisten Wacom und eignet sich sowohl zum Schreiben handschriftlicher Notizen, als auch zum Zeichnen.
All diese Sachen werden leider nicht gesagt.
Zum Entsperren soll man zudem beim Note 10.1 über den Bildschirm streichen. Wie weit oder wie lange wird nicht gesagt. Ein Mangel in den Augen der testenden Fachleute der RWTH Aachen.

All diese Sachen werden leider nicht gesagt.

Der nächste Kandidat ist das Microsoft Surface, wie wir vermuten in der RT-Version.
Hier wird das Farbschema bemängelt. So haben mehrere Apps die selbe Farbe. Natürlich haben die Apps verschiedene Symbole, aber das wird nicht gesagt.
Auch hier scheint das Entsperren wieder ein Problem zu sein. Windows RT gibt in der Tat erstmal keinen Hinweis darauf, wie man das System entsperrt. Tippt man auf den Bildschirm ist es allerdings nicht so, „dass das Bild ein bisschen hin und her wackelt“, sondern es springt hoch und runter. Meiner Ansicht nach ein klarer Hinweis auf die Richtung, ich die ich das Bild ziehen soll.
Die Testnutzer waren allerdings anscheinend aber nicht in der Lage diesen Zusammenhang zu erkennen.

Das letzte Testobjekt ist das iPad 4.
Hier wird gelobt, dass dem Nutzer ganz klar die Richtung angezeigt wird, in die man den Entsperrmechanismus ziehen muss.
Gleichzeitig soll das iPad weniger und dafür größere Symbole anzeigen.Windows RT zeigt allerdings auch große Symbole an. Diese stehen nur nicht so weit auseinander wie bei Apple.Als Nachteil wird dem iPad ausgelegt, dass der Browser nicht Internet heißt, sondern Safari. Applenutzer wissen das allerdings schon, was nicht gesagt wird.
Das Fazit ist, dass das iPad wirklich einfacher zu bedienen ist als die Konkurrenz.
Dieser Einschätzung würde ich mich grundsätzlich anschließen, aber Windows RT ist nicht zu weit davon entfernt.

Die nächste Kategorie ist der Service

Hierzu wird ein Rentner, der offensichtlich nicht häufig mit Technik interagiert gezeigt. Ich selbst habe einige Zeit bei einem Einzelhandelsunternehmen in der Technikbranche als Verkäufer gearbeitet und kann bestätigen, dass das hier gewählte Szenario der Wirklichkeit entspricht.
Mit der Frage, wie man Fotos vom iPad auf einen iPod übertragen kann, wird dieser Herr in einen Apple Store geschickt, ohne einen Termin zu haben.
Nach dem Besuch im Store zieht der Rentner das Fazit, dass die Beratung an und für sich gut war, aber der iPod anscheinend zu alt sei, um Fotos mit der iCloud übertragen zu können.Gleichzeitig gibt er den Hinweis, dass er sich nur für die Synchronisation der Fotos keinen neuen iPad zulegen möchte.
Nun zeigt die ARD, dass der Transfer eben doch geht, wenn man einen PC oder Mac hat.
Dies stimmt und wenn der Apple Mitarbeiter diese Option nicht erwähnt haben sollte, dann ist das ein wirklicher Fehler des Mitarbeiters gewesen.
Aber auch hier spielt der Markencheck nicht fair. Der iPod des älteren Herrn muss mittlerweile mindestens seit September 2008 auf dem Markt sein und wird seit September 2009 nicht mehr verkauft, wenn die iCloud und damit iOS 5 nicht funktioniert. Alle Produkte ab 2009 unterstützten allerdings die Methode über die iCloud.

Aber auch hier spielt der Markencheck nicht fair.

2 Jahre Softwareupdates gibt Apple alle seinen Geräten. Das ist absolute Spitze in der Industrie, wird aber ebenfalls nicht erwähnt. Gleichzeitig wird nicht gesagt, ob Herr Gripp, wie der ältere Herr aus dem Beitrag heißt, überhaupt zu Hause einen eigenen PC oder Mac hat. Sollte Herr Gripp im Gespräch mit dem Apple-Mitarbeiter erwähnt haben, dass er keinen Zugriff auf einen Rechner hat, ließe sich auch erklären, warum ihm nicht die Synchronisation der Bilder über einen solchen nahe gelegt wurde.

Fazit der ARD: „Apple ist ziemlich einfach.“
Daran kann man grundsätzlich wieder nichts aussetzen.

Nun stellt die Redaktion die Frage, ob die Geräte ihr Geld wert sind.

Hierzu lassen 2 Probanten ihre Smartphones in ein volles Glas Bier komplett eintauchen.
Danach nahmen die Probanten ihre Geräte soweit wie es geht auseinander.Soweit so gut. Wasserschäden sind durchaus ein häufiges Problem mit Smartphones.
Leider spielt die ARD schon wieder nicht wirklich fair.

Die beiden verwendeten Smartphones sind zum einen das Samsung Galaxy S2 aus dem Jahr 2011 und zum anderen das iPhone 3GS, welches man an der Passbook-App und dem dazugehörigen Betriebsystem iOS6 entnehmen kann. Das iPhone ist allerdings von 2009.

2 Jahre in der Smartphonewelt sind nunmal eine lange Zeit.

Kein Unterschied?
Naja auch bei Apples Smartphone von 2011, dem iPhone 4S lässt sich der Akku nicht entfernen, doch es ist besser und enger verbaut, was dem Wasser weniger Angriffsfläche bietet. 2 Jahre in der Smartphonewelt sind nunmal eine lange Zeit.
Gleichzeitig lässt sich der Akku beim iPhone 4S deutlich leichter ersetzen als beim iPhone 3GS. Die Batterie ist nämlich das erste Teil, das man austauschen kann, wenn man das iPhone öffnet, nicht das letzte, wie beim 3GS.
Der Einschätzung des Technikers, dass Apple das Wechseln des Akkus leichter gestalten könnte, schließen wir uns an.

Nach dem Zusammenbauen funktioniert beim iPhone das Telefonieren nicht mehr.
Die Erklärung dafür ist ein schlichtes „Geht nicht. Also Telefonieren wird ersmal mit diesem Gerät so nicht möglich sein.“

Stimmt. Der eigentliche Fehler scheint aber am Touchscreen zu liegen. Der grüne Wählbutton des iPhones reagiert im Video nicht. Eine plausible Erklärung wäre, dass Wasser eingedrungen ist und Teile des Touchscreens, eigentlich Digitizer genannt, nun beschädigt sind. Das hätte so bei einem iPhone 4S sowie dem Galaxy S2 nicht passieren können, da hier die Frontscheibe, wo der Touchsensor sitzt, mit dem Display verklebt ist und keine Flüssigkeit eindringen kann. Stichwort: 2 Jahre Herstellungsunterschied zwischen iPhone 3GS und Samsung Galaxy S2.
Das darauf folgende Ausschalten kann auch von uns nicht aufgeklärt werden. Daher können wir auch nichts daran bemängeln.
Das S2 von Samsung funktioniert einwandfrei. Samsung-Geräte sind aufgrund des herausnehmbaren Akkus aber grundsätzlich weniger gefährdet als iPhones. Die ARD stellt diesen Vorteil auch richtig dar.

Bei den Tablets hingegen können wir wieder nur mit dem Kopf schütteln.

Als nächstes wird die Stiftung Warentest angeführt.
Das iPhone kommt demnach mit minimalem Rückstand auf den 3. Platz. Ein vertretbares Ergebnis, wie wir meinen.
Bei den Tablets hingegen können wir wieder nur mit dem Kopf schütteln.
Laut Stiftung Warentest ist besonders der Prozessor besonders gut und das Display klasse, auch wenn ein anderes Tablet ein besseres Ergebnis erzielt hat. Welches das ist wird nicht gesagt. Wir haben nachgeguckt, es ist das Asus Transformer Pad Infinity TF700T. Im Markencheck wird aber das gleich gut bewertete, Samsung Galaxy Note 10.1 direkt nach der Display-Einschätzung des iPads gezeigt. Eine falsche Suggestion kann beim Zuschauer entstehen.

Wie wir über das Note 10.1 denken haben wir schon hier im letzten Jahr geschrieben.

Kommen wir nun zur beliebten und ebenso fehlerhaften Gedanken, dass die Einzelteile eines Produktes mit den Gesamtkosten vergleichbar sind.
Jeder BWL weiß, dass dem nicht so ist. Gemeinkosten, wie Verwaltung, Forschung und Entwicklung, Miete, Heizkosten etc. werden in jedem Unternehmen natürlich auf die Produkte angerechnet. Die ARD umgeht diese Tatsache.

Schade, dass das Thema so Stammtischartig abgetan wird,
weil Apple nämlich wirklich hohe Gewinnmargen hat,
aber eben nicht so irrwitzig hohe, wie suggeriert wird.

Schade, dass das Thema so Stammtischartig abgetan wird, weil Apple nämlich wirklich hohe Gewinnmargen hat, aber eben nicht so irrwitzig hohe, wie suggeriert wird.
So fällt das Urteil, ob Apple seinen Preis wert ist auch eher mager aus.
Das Urteil ist auch wieder sehr gut vertretbar. Die Argumentation, die dazu führt ist allerdings sehr unvollständig.

Als letztes wird die Fairness auf den Prüfstand gestellt.

Natürlich wird Foxconn im Beitrag gezeigt. Als größter Zulieferer ist das auch verständlich. Wir wollen uns aber jetzt nicht damit beschäftigen, ob die Arbeiter zu wenig verdienen, denn nach westlichen Maßstäben ist es erschreckend wenig, aber es ist eben auch bedeutend mehr als viele Chinesen auf dem Land verdienen und auch mehr, als der Chinesische Mindestlohn.

Was wir bemängeln ist, dass die ARD hier nicht vergleicht, wie in allen anderen Abschnitten. Fast alle Elektronikhersteller lassen nämlich ganze Produkte, oder zumindest Teile von Foxconn herstellen. Auch bei Samsung Handys, die von Samsung Electronics und dessen Zulieferern hergestellt werden sind die Arbeitsbedingungen anscheinend nicht besser.

Ja, es ist extrem wichtig die schlechten Arbeitsbedingungen in China zu zeigen. Als Journalist ist es aber auch wichtig das gezeigte richtig einzuordnen. So wird Foxconn vorgeworfen, dass die Arbeiter teilweise 60 Stunden in der Woche arbeiten. Die Reduzierung auf 49 Stunden pro Woche scheint aber auch nicht gut zu sein, weil sich Arbeiter anscheinend beschweren dann zu wenig zu verdienen. Und das, obwohl Foxconn über dem Mindestlohn bezahlt. Zugegeben eine schwere Situation, doch hier ist eher der Gesetzgeber in China gefragt.Die Gesetze werden nicht kommen, weil eben diese billigen Arbeitskräfte die Produktion im Land halten. Der gleiche Grund, der Siemens aus Bochum vertrieben hat.
Es ist die Zwickmühle des globalisierten Kapitalismus. Apple ist als Aktiengesellschaft Teil des Problems, aber keine Ausnahme, noch ein Auslöser.

Das Fazit ist demnach, dass Apple nicht fair ist.
Ja, wir schließen uns dem an.
Leider verpasst es die ARD zu zeigen, dass die gesamte Branche nicht fair handelt

Leider verpasst es die ARD zu zeigen, dass die gesamte Branche nicht fair handelt

Abschließend lässt sich also ein eher verhaltenes Fazit unter den Markencheck ziehen.
4-, so gerade noch ausreichend.
Vieles wurde verzerrt, weggelassen, oder nicht ausführlich genug gezeigt. Schade. Wir werden aber dabei sein, wenn sich die ARD an das nächste Technikunternehmen traut. Egal ob es dann Samsung, Nokia, Motorola, HTC, LG oder Huawei trifft.

Update 1:
Am 15.04.2013 wiederholte der WDR die Sendung samt aller bekannter Fehler.

Wenn ihr den Markencheck verpasst habt, könnt ihr ihn unter folgenden Adresse gucken:
http://www.wdr.de/tv/markencheck/sendungsbeitraege/2013/0415/index.jsp

Ein Gedanke zu „Der Markencheck im Check (Update!)

  1. Ich habe auch den ARD Markencheck gesehen. Der Artikel ist absolut korrekt und gibt den Check vollständig wieder. Gut gefällt mir eure kritische Distanz. Das grenzt schon an richtig gutem Journalismus.

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